Krokodil und Streifenhemd

■ Im Stern läuft noch immer des Crocodile Dundee zweiter Teil: statt Busch-New York diesmal New York-Busch

Kurz vor Weihnachten und wieder in der Londoner Subway. Der Herr mit Streifenhemd und Blümchenkrawatte drängelt mit der Herzallerliebsten in die letzte U-Bahn. Das machen andere Leute um diese Zeit auch, weshalb man tatsächlich von Drängeln sprechen kann. „These scenes always make me kind of think of Crocodile Dundee“, sagt das Streifenhemd. Filme verbinden.

Manchmal geht es einem wie den Lesern. Man hält sich an die Filmrubrik unseres BREMEN-HEUTE-Kastens und ist natürlich zu spät im Kino. Die kleinen gefräßigen und bestimmt rechtschaffen blöden Krümelmonster aus dem All knabbern sich für Critters II schon seit 45 Minuten durch eine amerikanische Kleinstadt. Wer Filme rezensieren will, muß pünktlich sein. Das Kinokartenverkäuferteam hält gerade Kaffeepause und zeigt wenig Interesse, auf eine Entscheidung der Rezensentin, ob Roger Rabbit, U2 oder Crocodile Dundee II, länger als 1,5 Minuten zu warten. Vom Warten wird der Kaffee kalt. Die Rezensentin denkt an das Londoner Streifenhemd und geht in den Busch. Teil 2.

Linda Kozlowski ist immer noch schön, stets wohl und passend gekleidet (wir kriegen ihren hübschen Po also diesmal nicht zu Gesicht) und liebt ihren Herrn Krokodil. Der versteht inzwischen mit Telefonen, Anrufbeantwortern und Toilettenspülungen umzugehen, er kann Post entgegennehmen, Päckchen in das 23. Stockwerk tragen und dort Selbstmörder vom Mauersims holen, indem er auf selbigem argloses Mittagspausenspazierengehen a la Darf ich mal bitte vorbei simuliert. Herr Krokodil ist dabei noch immer zart gegerbt überm Krokojäckchen, tollkühn und buschmanncool. Amerikaner fin

den das so prima, daß sie allein am letzten Maitage 2.071.888 Dollar zur Betrachtung des Paul Hogan an den Kinokassen ließen, was die glückliche Paramount in die Gruppe '88 der bestverdienenden Fünf unter den Verleihfirmen katapultierte. Paul Hogan möchte trotzdem nicht „James Bond der Komödie“ werden, sagt er. „Eine dritte Folge könnte nur eine Kopie des zweiten Teils sein.“ Ich glaube nicht, daß das eine glückliche Verleihfirma groß stört.

Crocodile Dundee II dagegen ist auf keinen Fall eine Kopie des ersten Teils. Der schließlich begann im Busch und endete in New York. Croc II aber beginnt ganz engegengesetzt in New York und endet im Busch. Dazwischen gibt es ein paar putzige Joe-Cool-aus-dem-Busch-Szenen, eine lustige Japaner-endecken -Clint-Eastwood-(o.k.-Paul-Hogan-aber-diese-großen-weißen

-Männer-sehen-doch-alle-gleich-aus)-in-der-U-Bahn-Szene und ein paar Einstreusel aus dem Teenie-Banden-Genre: echt klasse Punks und jugendliche Helden helfen dem Paule sein Mädchen aus den Händen kolumbianischer Drogenfieslinge zu hauen.

Papa Paul Hogan hat zusammen mit Sohn Brett (Amerikaner haben die komischsten Namen) das Drehbuch geschrieben. Das ist in etwa so rührend und unterhaltsam wie der Film auch. 90 statt der 111 Minuten hätten es vielleicht auch getan. Aber richtig langweilig wird es nie, während die Geschichte durch Stadt und Land schaukelt. Dundee II läuft bundesweit schon seit August '88. Man muß sich also ranhalten, wenn man Ende des Jahres wieder Bescheid wissen möchte in den Londoner U-Bahn-Stationen.

Petra Höfer

Stern, 13.15,15.45,18.15, 20.45 Uhr