UNiWUT nach erster Räumung in Dahlem

■ 500 Studenten demonstrierten am Breitscheidplatz gegen die Räumung des Insituts für Physiologie / SPD und AL solidarisch / Studentin stellt Strafanzeige

Aus Protest gegen die Räumung des Instituts für Physiologie demonstierten gestern abend etwa 500 StudentInnen auf dem Breitscheidplatz. Mit der Parole „Die Uni bleibt unser“ wollten sie später noch zu dem jetzt von der Polizei besetzt gehaltenen Gebäude in die Arnimallee in Dahlem ziehen. Bis Redaktionsschluß kam es zu keinen Zwischenfällen (siehe hierzu auch Seite 4).

„Mit der Räumung bewiesen die politisch Verantwortlichen“, so die Beurteilung der geräumten MedizinerInnen, „daß sie keinerlei Interesse an dem Dialog haben, den sie vorgeblich von uns immer verlangen.“ „Damit sollte wohl vor allem die Mobilisierung für den UNiMUT-Kongreß gestört werden“, meint ein Lateinamerikanistik Student.

Doch genau das Gegenteil dürfte die Unileitung erreicht haben, so die Einschätzung eines Kongreßvorbereiters: „Jetzt schauen doch erst recht alle auf die Unis und was sich hier tut!“ Und vor allem, so zeichnet sich ab, hat der Polizeieinsatz auch eine Radikalisierung des Protestes zur Folge. „Das können wir nicht so einfach hinnehmen“, war gestern Nachmittag die Einschätzung des eiligst zusammengerufenen Besetzungsrates der Freien Universität.

In einer Presseerklärung verurteilten die Besetzer „aufs schärfste den Polizeieinsatz gegen den studentischen Streik“. Ihre politischen Forderungen würden konsequent ignoriert und ihre Gesprächsangebote an die Professoren verweigert. Der hochschulpolitische Sprecher der SPD Hans Kremendahl wertete die Räumung als einen Beitrag, die Konflikte an den Hochschulen eher zu verschärfen als zu mildern. Er forderte ein vernünftiges Gespräch mit den Studierenden und ein Aufgreifen ihrer berechtigten Forderungen. Dazu gehöre die Demokratisierung der Entscheidungsprozesse.

Die Alternativen Liste (AL) bezeichnete die Räumung als „senatsübliche Problemlösung durch die Polizei“. Senat und Universitäten wurden aufgefordert, Räumungsaktionen sofort einzustellen.

Nach der Räumung des Insituts für Physiologie am Vormittag, während der sich etwa hundert Studenten vor dem Institut versammelten, war es nach Angaben des AStA der FU zu einem Zwischenfall gekommen. Eine Gruppe von Studenten sei auf dem Weg zum Institut in eine verbale Auseinandersetzung mit der Besatzung eines Polizeifahrzeugs geraten. Dabei sei eine Frau beschimpft und ins Gesicht geschlagen worden. Die Frau wolle Strafanzeige erstatten. Die Dienstnummer des betreffenden Beamten sei ihr ausgehändigt worden.

taz/dpa