Kaum Powerfür alternative Energie

■ Bremische Institutionen hatten kein Interesse an Drittmitteln der EG zur Erforschung alternativer Energiequellen / Kompetenz fehlt

Lange hatte der Bremer Energiebeirat nach einem Termin gesucht, damit auch Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer und Umweltsenartorin Eva-Maria Lem

ke-Schulte einmal an einer Sitzung des Gremiums teilnehmen können. Schließlich war der 29.11.1988 ausgeguckt, dieZusage der SenatorInnen lag vor,

wer nicht erschien, war Uwe Beckmeyer. Ein ihm wichtigerer Termin war in die Quere gekommen. Dummer Zufall oder ein Symptom für fehlendes Enga

gement bei der Suche nach alternativen Energieformen?

Ein weiteres Beispiel: Im Juli 1988 hatte der Bildungssenator an Universitäten, Hochschulenso

wie an mehrere senatori sche Dienststellen die Anfrage gerichtet, ob Interesse aneiner Informationsveranstaltung bestünde. Inhalt: Ein Vertreter der Europäischen Gemeinschaft sollte den Bremern erklären, wie an Mittel aus dem JOULE-Programm heranzukommen sei. Mit diesen Geldern sollen nichtnukleare Energien und rationelle Energienutzung gefördert werden. Vorschläge sollten bis zum Ende des vergangenen Jahres eingereicht werden. Von den 18 angeschriebenen Institutionen meldeten sich lediglich sechs. Dann lohnen sich die Kosten für Flug und Übernachtung des Referenten nicht, meinte der zuständigeBeamte beim Bildungssenator, sagte die Veranstaltung ab.

Ein weiteres Beispiel: Baden-Württemberg regte die Grüdungeines bundesweiten Solarinstitutes an. Ziel: Die Förderung und Konzentration von Sonnenenergie-Forschung und Anwendung. Der Bremer Energie-Beirat (BEB) empfahl Bürgermeister Wedemeier schriftlich am 28.4.1988 sichdarum zu bemühen, dieses zugründende Institut nach Bremen zu holen. Reaktion: keine.

Auch ein anderer Vorschlagdes BEB blieb ohne Resonanz. Die Wisseschaftler hatten derWirschaftsbehörde vorgeschlagen, Sportanlagen und Schwimmbädern mit Solaranlagen auszustatten. Eine Antwort steht aus.

Auch bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften tut

sich wenig. So steckt die GEWOBA zwar jährlich 100 Millionen Mark in die Renovierung ihrer Wohungen. Maßnahmen zur Verbesserungder Wärmedämmung und neue Fenster sind dabei ein Schwerpunkt. Für ein Musterprojekt, an dem einmal die Anwendung alternativer Energien ausprobiert werden könnte, fehlt jedoch das Geld.

„Wir vernachläßigen das nicht“, bestreitet der Pressesprecher, des Wirtschaftsenators, Staats, Desinteresse an der Förderung alternativer Energien. Für energie bezogene Förderprojekte seien 1988 1,42 Millionen Mark aus Wirtschaftsförderungsmitteln bewilligt worden. Mit diesen Zuschüssen werden Unternehmerunterstützt, die Windenergieanlagen erbauen oder optimieren wollen oder Blockheizkraft werke entwickeln. Die Energiepolitik des Ressorts scheint sich aber aufWirtschafts -förderungsmaßnahmen zu beschränken. Von Förderungen regenerativer Energien bei Gesellschaften des LandesBremen war Staats nichtsbekannt. Ein Grund für die zögerliche Umsetzung zahlreicher Anregungen und Ideen mag in der personellen Ausstattung der entsprechenden Abteilung beim Wirtschaftssenator liegen. Ein eigenes Referat für Energiepolitik gibt esdort nicht. Ein Insider: „Esfehlt in dem Ressort an Engagement, um eine andere Energiepolitik in die Wege zuleiten. Und es fehlt an Planungskompetenz.“

hbk