Grünes Licht für Asbestsanierung an Schulen

■ Senat bezahlt Auswechseln von Asbestwänden / 188 Millionen für alle Schulen veranschlagt / Kreuzberg will das Angebot annehmen / Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule sollen in Freiligrath-Schule umquartiert werden / Senat setzt vorerst Teilsanierung fort

Der Senat will jetzt Gelder bereitstellen, mit denen all die Schulen vollständig saniert werden können, in denen die asbesthaltigen „Mobau„-Wände stehen. 188 Millionen wird es kosten, diese überall zu entfernen. Wie der Kreuzberger Volksbildungsstadtrat Engelmann (CDU) gestern bestätigte, hat Finanzsenator Rexrodt (FDP) dies in einem Schreiben Ende letzten Jahres verkündet, das an alle Bezirke gegangen war. In ihm wird die Totalsanierung als Mittel der „Entsorgung“ der betroffenen Schulen zugestanden. Vorgesehen ist eine Kostenbeteiligung durch die Bezirke in Höhe von 38 Millionen Mark. Bislang hatte der Senat nur eine provisorische Teilsanierung bezahlt.

Der Finanzsenat macht die Bewilligung der Gelder jedoch abhängig von der Eigeninitiative der Bezirke. Diese müßten, so heißt es, Lösungen finden, wie die asbestgeschädigten Schulen für den Zeitraum der Totalsanierung ausgelagert werden könnten. Für die einzelnen Bezirke ein nahezu unüberwindliches Problem, denn die betroffenen SchülerInnen müßten über Jahre hinweg in anderen Gebäuden untergebracht werden. Im Bezirk Kreuzberg suchen die Bezirksverordneten derzeit fieberhaft nach Konzepten, mit denen die Offerte des Finanzsenats wahrgenommen werden kann. Wie berichtet, will der Bezirk die Carl-von-Ossietzky-Schule auf jeden Fall vollständig sanieren. Deshalb werde derzeit nach längerfristigen Umquartierungsmöglichkeiten für die betroffenen SchülerInnen der Gesamtschule gesucht. Derzeit findet der Schulbetrieb an acht verschiedenen Standorten statt. Die Gesamtschulbedingungen seien, so Engelmann, durch diese Verstreuung nicht erfüllt. Der Volksbildungsstadtrat will den Unterricht wieder auf drei Gebäude konzentrieren. Die Kreuzberger Bezirksverordneten erörtern deshalb, die Freiligrath-Hauptschule vorläufig auszulagern, um dort Jahrgänge der Carl-von-Ossietzky-Schule unterzubringen. Die SchülerInnen der Freiligrath-Schule, zu 68 Prozent Ausländerkinder, sollen für wenige Monate auf verschiedene Hauptschulen verteilt werden. Die Freiligrath-Schule wird jedoch nicht die einzige Schule bleiben, die auf Kosten der Carl-von-Ossietzky-Schule ausgelagert werden soll. „Wir müssen einfach versuchen, den Gesamtschulbetrieb annähernd wiederherzustellen, wenn wir die 8,5 Millionen, die uns für die Totalsanierung der Schule zur Verfügung gestellt werden, wahrnehmen wollen“, so der Volksbildungsstadtrat. Im Fall der Ossietzky-Schule hatte die Senatsschulbehörde im Sommer eine Totalsanierung abgelehnt, da mit den acht Ausweichstandorten die Schule auseinandergerissen würde.

Offensichtlich hatte der Senat nicht erwartet, daß Kreuzberg so rasch die Senatsofferte annehmen würde. Ab Montag will die Senatsbaubehörde die Mängel in der Ossietzky -Schule ausbessern, die ein unabhängiger Gutachter trotz Teilsanierung entdeckt hatte. Wie berichtet, hatte der vom Bezirk beauftragte Sachverständige empfohlen, statt der vom Senat durchgesetzten Teilsanierung die Schule vollständig vom Asbest zu befreien. Der Bezirk Kreuzberg will jetzt alles daran setzen, dem Schulsenat schnellstens konkrete Übergangsregelungen für die Carl-von-Ossietzky-Schule vorzulegen. Denn die oberste Dienstbehörde muß erst ihr Placet zu den Quartiersplänen geben, bevor der Senatsrubel rollt.

cb