: Dreißig-Prozent-Partei
Walter Momper und die Koalitionsfrage ■ K O M M E N T A R
Für die SPD ist die Koalitionsfrage eine Machtfrage. Genauer, die Frage: Will sie regieren oder nicht. Sie will es nicht. Zu verstehen ist es schon, daß sie sich derzeit um Koalitionsaussagen drückt. Mit dem beständigen Beharren auf ihrer Oppostionsrolle als 32,4-Prozent-Partei aber zeigt sie sich zwar als ewiger Verlierer. Doch welchen Grund gibt es, Verlierer zu wählen?
Aber, so drängt es sich auf, die SPD will gar nicht mehr Stimmen bekommen. Wenn Koalitionsaussagen auch Wählerwerbung sind und etwas aussagen über das eigene Profil, so macht sich die Partei derzeit unattraktiv für alle noch Unentschiedenen. Denn wer will eine Partei an die Macht bringen, der alles recht ist. Die auf die Frage nach möglichen Koalitionspartnern antwortet, sie könne sich alle drei gleichermaßen vorstellen. Die AL, die FDP und gar auch die CDU?
Der Grund für den Wankelmut ist: die SPD will sich das Spiel nach allen Seiten offen halten. Mögliche enttäuschte AL-Wähler will man nicht durch Aussagen gegen die Alternativen vergrätzen, die Stammwähler nicht durch ein Blinzeln mit der Igel-Partei vor den Kopf stoßen. Vor allem will die SPD die verlorenen Schafe zurückholen, die bei den letzten Wahlen dem Charme der CDU erlegen sind. Doch das ginge nur mit der FDP - und um die zu buhlen ist vor der Wahl aussichtslos.
Da ist es das Beste, man sagt gar nichts, oder wie Walter Momper gestern: „Das ist ein weites Feld.“ Bloß muß er fürchten, daß auf diesem Feld am 29.Januar die Sozialdemokraten nichts ernten.
Brigitte Fehrle
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