Polizei beendete Geiselnahme

Zwei junge Männer kaperten Linienbus in Bonn und nahmen 4 Geiseln / Polizei stürmte Bus am Freitag morgen in Düsseldorf / Täter wollten Geld und Flugzeug / Innenminister Schnoor beglückwünscht Polizei  ■  Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Ohne Blutvergießen hat das Düsseldorfer Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei am Freitag morgen um 4 Uhr 23 in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens eine gut vierstündige Geiselnahme in einem Linienbus beendet. Zwei Männer, Ralf G. (22) und Bernd K. (24), hatten den Linienbus 623 mit drei Fahrgästen um 0 Uhr 15 in Bonn in ihre Gewalt gebracht.

Einer von ihnen hielt dem Busfahrer eine, wie sich später herausstellte, Schreckschußgaspistole an die Schläfe und forderte ihn auf, zum Flughafen Köln-Bonn zu fahren. Auf der Autobahn ließen die Geiselgangster eine sechzigjährige asthmakranke Frau frei. Der Fahrer wurde aufgefordert, über Funk mit seiner Zentrale Kontakt aufzunehmen, die wiederum die Polizei benachrichtigte. Im Kölner Flughafenbereich stellten die Entführer gegenüber der Polizei dann ihre Forderungen: Sie verlangten 50.000 Mark Bargeld, Essen und Trinken sowie ein Flugzeug und freien Abflug nach Brasilien.

Auf die Idee, den Bus zu kapern, sind die beiden Männer offenbar durch die Gladbecker Geiselnahme gekommen. Wörtlich soll ein Gangster gesagt haben: „Die Polizei hat den Rösner reingelegt. Das lassen wir mit uns nicht machen.“ Weil es ihnen in Köln zu lange dauerte, seien sie dann nach Düsseldorf aufgebrochen.

Gegen vier Uhr erreichte der Linienbus den Düsseldorfer Flughafen. Dort versuchten dann die beiden Geiseln sich selbst zu befreien. Der Busfahrer öffnete die Tür, eine Geisel konnte fliehen, die andere wurde zusammengeschlagen. An den Fahrer erging nun die Aufforderung in die Innenstadt zu fahren. Fünf Minuten später blockierten SEK-Fahrzeuge an einer Ampel den Bus, schossen die mittlere Tür auf und stürmten ins Innere.

Im Zusammenhang mit der Gladbecker Geiselaffäre war die Polizei vor allem von der Opposition heftig kritisiert worden, daß die Eingriffsschwelle zunächst sehr hoch gewesen sei, beim Zugriff am Ende jedoch selbst das Todesrisiko für die Geiseln hingenommen worden war. Ob die Zugriffsschwelle jetzt von vorneherein niedriger angesetzt wurde, ließ die Polizei offen. Sie hatte schon während der Entführung die Vermutung, daß es sich bei der Waffe um eine Gaspistole handelte. Ungefährlich ist diese Waffe allerdings auch nicht. Dazu Kripo-Chef Ahlers: „Wenn man die Waffe an den Kopf hält und abdrückt, ist das tödlich.“

Innenminister Herbert Schnoor beglückwünschte die Polizei aus seinem Urlaubsort und sagte, er „empfinde Genugtuung darüber“, daß sich die Polizei nicht „durch zum Teil unsachliche Kritik in der Vergangenheit habe irritieren lassen, sondern besonnen zugepackt habe“. CDU -Oppositionschef Bernhard Worms lobte den „beherzten Zugriff“. Dadurch habe „eine weitere gefährliche Eskalation

-dies zeigen die Erfahrungen aus dem Gladbecker Geiseldrama - unterbunden werden“ können.