Drei FDP-Könige in Stuttgarts Opernhaus

Genscher, Lambsdorff und Haussmann auf dem traditionellen Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart / Iraner werfen Genscher Freundschaft mit Khomeiniregime vor  ■  Aus Stuttgart Dietrich Willier

Weihrauch, Myrrhe und Gold hatten vor 1989 Jahren drei Könige aus dem Morgenland ans Kripplein gebracht. Ein Stern hatte ihnen den Weg gewiesen. Ganz so romantisch ging es gestern, beim Dreikönigstreffen der FDP in der Stuttgarter Oper, nicht zu. Außer fadem Manna hatten die Bonner Könige, Genscher, Lambsdorff und Haussmann, nichts im Gepäck. Für ausreichend Sterne an den Staatskarossen von Daimler immerhin - war gesorgt.

Friedrich Wilhelm Kiel, als Landesvorsitzender südwestdeutscher Liberaler erst kurz im Amt, begrüßte seine hohen Gäste. Daß ihm am Vortage gelungen war, mit seiner ersten wirklichen Aktivität - einem Beschlußantrag auf Verlängerung des Stuttgarter Flughafens - auch seine erste große Schlappe einzustecken, hatte für ihn gestern etwas ausgesprochen Liberales.

Dann kam Bewegung ins Parkett, und Applaus. König Genscher nahm ein Bad in der Menge und im Schweiße seines Angesichts. 1989, kam er zur Sache, wird ein Jahr für Europa vom Atlantik bis zum Ural. Was er am selben Ort, vor einem Jahr beschworen hatte, so Genscher, Friede, Abrüstung, die allmähliche Reform der Sowjetunion, Kooperation zwischen Ost und West, sei eingetreten. Die Europäer bewegten sich aufeinander zu. Wer heute noch über Modernisierung von Kernwaffen nachdenke, solle sein eigenes Denken modernisieren. Der Abrüstungsprozeß, so Genscher, müsse unumkehrbar gemacht, die Herstellung chemischer Waffen weltweit geächtet werden.

Da plötzlich werden Transparente ausgerollt, Sprechchöre und Parolen angestimmt, Flugblätter rieseln aus der Opernkuppel. Hans Dietrich Genscher, steht da, sei der zuverlässigste Freund des faschistischen Khomeini-Regimes. Der Ausbau der Beziehungen zwischen Iran und der BRD ermutige Khomeini, seinen Terror in anderen Ländern fortzusetzen. Tausende von Iranern seien in den letzten Wochen barbarisch gefoltert und umgebracht worden.

Kaum daß der Redner stutzt. Saalordner sind zur Stelle, Transparente werden weggerissen und mit Püffen die protestierenden Iraner aus dem Opernsaal geschafft. Wir wollen freien Welthandel, fährt Genscher fort, und einen Handelskonflikt mit den USA vermeiden. Und zur Sowjetunion: Wir brauchen keine Feindbilder.

Dann ist als letzter König Graf Lambsdorff an der Reihe. Die Politik, weiß er, stehe heute im Zwielicht einer Glaubwürdigkeitskrise, auch die der FDP. Trotz alledem aber gelte es den klaren steuer- und finanzpolitischen Kurs seiner Partei fortzusetzen. Was da hieße: Unternehmensbesteuerung muß erleichtert werden, Börsenumsatz - und Gewerbesteuer gehöre abgeschafft, der Spitzensteuersatz müsse herunter. Und wer dann immer noch sage, die FDP wolle die Reichen reicher, und die Armen ärmer machen, zeige doch nur, daß er aus Neid und Dummheit gar nichts begriffen habe. Draußen diskutiert derweil eine Gruppe von Iranern mit Hundeführern der Stuttgarter Polizei.