Stadt will mehr Miete.

■ Verein für ökologisches Bauen und kommunikatives Wohnen droht mit Wiederbesetzung der Häuser Vom Bundesforschungsministerium gibt es Mittel für Erprobung gebrauchter Baustoffe in der Heinrichstraße

Zwischen der Stadt Bremen und dem ökologischen Wohnprojekt in der Heinrichstraße gibt es einen Streit, der bisher aber nur hinter den Kulissen ausgetragen wurde. Dabei geht es um die Miethöhe, die das Projekt von 1991 zahlen muß. Die sechs Häuser mit einer Gesamtnutzfläche von 750 Quadratmetern werden derzeit schon bewohnt - allerdings provisorisch. Nach beendeter Renovierung sollen sie als Wohnungen und als Tagungsräume für den Bund der Pfadfinder (BdP) genutzt werden.

Obwohl noch 1986 der damalige Senatsdirektor für das Bauwesen, Kulenkampff, den NutzerInnen eine Miete von höchsten zwei Prozent des Grundstückswerts zugesagt hatte, scheint dieses Versprechen heute keine Gültigkeit mehr zu haben. Bei den Verhandlungen in den letzten

Monaten sprachen Vertrete rInnen der Stadt jetzt von fünf Prozent.

Da aber wollen die NutzerInnen überhaupt nicht mitspielen. „Wir haben im Vertrauen auf das Versprechen von 1986 für die Renovierungen eine Menge Geld und Zeit investiert“, sagt die beim BdP für Bildungsarbeit zuständige Christine Barthel. „Wenn die Stadt bei dieser Position bleibt, werden wir die Häuser wieder besetzen.“ Von der Stadt und der „Bremischen“ als Grundstückseigentümerin war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Mit einer endgültigen Entscheidung wird in der nächsten Woche gerechnet.

Während die Stadt dem Projekt möglicherweise ans Leder will, kommt Geld aus Bonn - und zwar 179.000 Mark vom Forschungsministerium.

Das erhofft sich von dem Projekt Informationen über den möglichen Einsatz gebrauchter Baumaterialien und die ökonomischen , ökologischen und haft

ungsrechtlichen Folgen. Daneben geht es im speziellen einerseits um die Auswirkungen von Baustoffrecycling auf Stadtökologie, Energieeinsparung und

Gesundheitsverträglichkeit, andererseits um die Einbeziehung der BewohnerInnen in Planung und Durchführung der Sanierungsmaßnahmen.

Und da können die Bonner ForschungspolitikerInnen von den Bremer PraktikerInnen durchaus lernen. Alle das Projekt betreffenden Entscheidungen werden - basisdemokratischem Verständnis entsprechend -gemeinsam diskutiert und entschieden. Bei der Renovierung der Gebäude soll nicht nur nach ökologischen Gesichtspunkten vorgegangen werden, sondern so weit wie möglich mit gebrauchten Baumaterialien wie Holz, Steinen oder auch alten Türen und Fenstern gearbeitet werden.

Die neue Architektin Ute Dechantsreiter bemüht sich derzeit darum, rechtzeitig von geplanten Abrissen und Renovierungen zu erfahren, um an das Material heranzukommen. Das wird dann von Mitgliedern des Projekts ausgebaut und abgeholt.

Aber auch bei der Versorgung stehen ökologische Überlegungen im Mittelpunkt. So sollen getrennte Wasserkreisläufe zur Nutzung von Brauchwasser gebaut, Regenwasser gesammelt und eingesetzt und auch ökologisch geheizt werden.

om