Echt gemein

■ Wie man im Wahlkampf gekonnt diffamiert

Eigentlich ist es in diesem Wahlkampf schwierig, eine Oppositionspartei anzugreifen, weil die keine Angriffsflächen bieten. Wie man es dennoch schafft, sogar den nichtssagenden Walter Momper sowie die AL gekonnt zu diffamieren, führt uns wieder einmal der CDU-Generalsekretär Klaus Landowsky vor. Die drittgrößte demokratische Partei in Berlin als „schwere Verunglimpfung“ zu bezeichnen und die SPD mit den Schüssen an der Mauer in Zusammenhang zu bringen, ist wirklich wunderbar gemein. Aber lesen Sie selbst:

Berlin, den 9.Januar 1989 - Scharf kritisierte der Landesvorstand der CDU Berlin auf seiner heutigen Sitzung die Äußerungen des SPD-Parteivorsitzenden vom vergangenen Wochenende, er, Momper, könne sich Koalitionen mit den drei Parteien von CDU, FDP und AL grundsätzlich gleichermaßen vorstellen.

Diese Äußerungen stünden in schlimmer Kontinuität zu seiner Forderung vom Jahresbeginn 1989, Ost-Berlin als Hauptstadt der DDR anzuerkennen, und spiegele sich auch in der Verharmlosung des SPD-Mauerwahlplakats, das die Mauer als Klettergerüst für kleine Kinder darstelle, wieder. „Mit seinen Äußerungen zur Koalitionsaussage hat Momper nunmehr unmißverständlich erklärt, daß er bereit ist, auf das Angebot zur Zusammenarbeit mit der AL einzugehen. Eine derartige Kooperation eröffnet für die Berliner“, so Landowsky weiter, „nur eine chaotische Perspektive für die Zukunft. Die Gleichsetzung mit der AL stellt eine schwere Verunglimpfung für die CDU Berlin und die FDP dar.“ Ein Senat, der von einer AL, die nicht bereit sei, von Gewalt und Gewalttätern Abstand zu nehmen, abhängig wäre, stelle eine Bedrohung für das freie Berlin dar.

„Die Forderung nach Anerkennung von Ost-Berlin als Hauptstadt der DDR beseitigt darüber hinaus langfristig die Existenzberechtigung des freien Berlin. (...)“

In diesem Zusammenhang sei auch das Mauerwahlplakat der SPD an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. In Anbetracht der 77 Toten an dieser Mauer und der Tatsache, daß bis heute Schüsse fallen, stelle dieses Plakat eine unverantwortliche Verharmlosung dar. Landowsky forderte die SPD auf, diese „Schandflecke im Stadtbild Berlins“ so schnell wie möglich zu überkleben.