Gehirnerschütterung nach der Weihnachtspause

■ Interview mit Stefan, einem Arzt, der gestern von der Polizei verletzte StudentInnen in einem Notlazarett der BeFreiten Universität versorgte

taz: Habt Ihr einen Überblick darüber, wieviel Verletzte es im Laufe des Tages gegeben hat?

Arzt: In der Erste Hilfe Station, die wir hier eingerichtet haben und die von zwei Ärzten betrieben wird, haben sich bisher 28 Patienten gemeldet. Von zwei Patienten wissen wir, daß sie direkt ins Krankenhaus gekommen sind. Eine Studentin hat sich am Fuß verletzt, der andere hat eine Gehirnerschütterung. Bei den 28 Patienten hatten wir eine weitere Gehirnerschütterung und mehrere Kopfverletzungunen, eventuell einen Nasenbeinbruch und einen ausgeschlagenen Zahn, sowie diverse Prellungen und Schürfwunden.

Wodurch kamen diese Verletzungen zustande, durch Schlagstockeinsätze, Faustschläge?

Einige Patienten haben angegeben, daß sie mit dem Schlagstock geschlagen wurden, häufig wurde auch angegeben, daß sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurden. Andere Verletzungen sind dadurch entstanden, daß Studenten von der Straße weggezerrt wurden, mit Griffen unter das Kinn oder an den Beinen.

Was wart Ihr in der Lage, in der Sanitätsstelle zu tun?

Wir haben nur relativ kleine Sachen gemacht, Platzwunden versorgt, also gesäubert und ordentlich verbunden. Dann haben wir die anderen Verletzungen angeschaut und geguckt, ob da etwas schlimmeres dabei ist. Ein Auge haben wir noch ausgespült und eine Nasentamponade gemacht. Eine Frau mit einer Gehirnerschütterung haben wir zum Krankenhaus weitergeschickt, und die Frau mit dem aufgeschlagenen Zahn ist auch gleich weiter in die Zahnklinik gekommen. Wir gucken hauptsächlich, wie schwer die Verletzungen sind, und wohin man dann die Leute hinschickt. Aber bisher war es eben so, daß der größte Teil der Patienten kleinere Verletzungen hatte, die wir dann einfach verbinden konnten.

Hattet Ihr, als Ihr die Sanitätsstelle eingerichtet habt, damit gerechnet, daß Ihr gleich so viele Verletzte zu behandeln habt?

Nein, daß hat sich ganz spontan ergeben. Ich bin heute morgen angerufen worden, daß ein Arzt gebraucht wird an der Uni, und da bin ich dann hingefahren. Zusammen mit einem anderen Arzt habe ich dann versucht, ein bißchen Material zu organisieren und das dann so einzurichten.

Seit Ihr fertige Ärzte oder studiert Ihr noch?

Wir sind fertige. Es haben natürlich auch viele Leute mitgeholfen und die Medizinstudenten selbst natürlich auch. Es gibt ja auch Streiksanitäter, die auf den Straßen rumlaufen und da Erste Hilfe leisten und die Patienten reintragen oder versorgen.

Wieviele gibt es da?

Etwa zehn.

Interview: Rita Hermanns