Axel Eggebrecht - ein streitbarer Publizist

■ 90 Jahre und kein bißchen müde

Noch immer mahnt der große Sprachkünstler mit ungebrochener Überzeugungskraft zur „Pflicht, glücklich zu sein“. Das Leben dieses unerschöpflichen Publizisten ist ein untrennbarer Teil der deutschen Mediengeschichte. Seine Vorbilder fand er in Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky und Siegfried Jacobsohn. Und wie sie reagierte er stets messerscharf und brillant auf Ereignisse der Zeit, die sonst so gerne ignoriert werden.

Noch als Gymnasiast nahm der 10. Januar in Leipzig geborene Eggebrecht am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1918 schwer verwundet. Nach dem Krieg studierte er, sympathisierte nebenher mit dem Freikorps und wurde schließlich für einige Jahre Mitglied der KP. Mitte der 20er Jahre zog es ihn nach Berlin, und dort begann er zu schreiben. In Siegfried Jacobsohn, dem ersten Chefredakteur der 'Weltbühne‘ (früher: 'Schaubühne‘) fand er einen Förderer. Aber im Gegensatz zu ihm, der von frühester Jugend an über Theater schrieb, konzentrierte sich Eggebrecht, neben Drehbüchern und Kritiken, zunächst auf Prosa im Stil der Neuen Sachlichkeit.

Die Machtergreifung der Nazis machte seiner literarischen Karriere ein Ende. Einige Monate wurde er in ein Lager gesteckt, danach erhielt er Berufsverbot und konnte sich nur mit gelegentlichen Auftragsarbeiten für die Unterhaltungsfilmbranche über Wasser halten.

Nach 1945 fand er seine berufliche Erfüllung im Hörfunk. Dieses Medium bot ihm ein Forum, dessen Unmittelbarkeit seinem Mitteilungsbedürfnis entsprach. Eggebrecht schrieb Hörspiele, Features, Kommentare, Kolumnen und wurde, beispielsweise in der Sendereihe „Axel Eggebrecht spricht“ zu einer beliebten und überaus wichtigen Institution. Immer wieder versuchte er gegen die Verdrängungsmechanismen und Selbsttäuschungen in der Bundesrepublik anzugehen. Als 80jähriger gab er den Sammelband Die zornigen alten Männer heraus. Seitdem publiziert er wenig, begeistert jedoch immer wieder durch die Kunst und Relevanz seiner zahlreichen Vorträge. An seinem 90. Geburtstag nun werden einmal andere reden - über ihn.

Die Pflicht, glücklich zu sein, ein Abend für und mit Axel Eggebrecht am Dienstag, den 10. Januar, 20 Uhr 15 im NDR 3 Hörfunk. In Am Morgen vorgelesen werden, ebenfalls im DR 3 Hörfunk, eweils um 8 Uhr 30 folgende Texte aus Eggebrechts Werk gelesen: Katzen (9. Januar), Wer weiterliest wird erschossen, Publizistik aus der 'Weltbühne‘ (10. Januar), Der halbe Weg, Eggebrechts Autobiographie (11. Januar), ein Kapitel aus Weltliteratur (12. Januar) und Wir zornigen alten Männer (13. Januar).

Petra Kohse