43 Tote bei Flugzeugabsturz

■ Boeing 737 in Mittelengland auf Autobahn abgestürzt / Pilot meldete vor Unglück Triebwerkprobleme / Sabotage ausgeschlossen / Flugzeug erst 12 Wochen im Einsatz

London (dpa) - Beim Absturz einer Boeing 737 der Fluggesellschaft British Midland auf eine Autobahn in der Nähe von Nottingham in Mittelengland sind am Sonntag abend vermutlich 43 Menschen ums Leben gekommen. Von den 126 Flugzeuginsassen überlebten über 80 Passagiere und Besatzungsmitglieder das Unglück. Nur dem Geschick des schwer verletzten Piloten war es offenbar zu verdanken, daß die Maschine nicht auf eine Ortschaft stürzte. Sabotage als Unglücksursache wurde ausgeschlossen.

Die brandneue Boeing 737-400 war um 19.52 Uhr Ortszeit (20.52 Uhr MEZ) in London-Heathrow gestartet und befand sich auf dem Flug nach Belfast. Zehn Minuten später meldete der Pilot Probleme mit einem der beiden Triebwerke. Er berichtete von „schweren Vibrationen und Rauch an Bord“ und kündigte eine Notlandung auf dem East-Midlands-Flughafen bei Castle Donington an. Nur wenige hundert Meter vor der Landebahn streifte das Flugzeug die Leitplanke der Autobahn M1, prallte gegen eine zehn Meter hohe Böschung und zerbrach in drei Teile. Die auf dem Flughafen in Alarmbereitschaft stehenden Feuerwehrzüge und Notarztwagen waren innerhalb von Minuten an der Unglücksstelle. Beim Aufprall wurden die Sitzreihen zusammen mit den Menschen „wie eine Zieharmonika“ zusammengeschoben. Die acht Besatzungsmitglieder überlebten die Bruchlandung.

Ein Sprecher der Fluggesellschaft British Midland schloß Sabotage als Ursache des Unglücks aus. Allerdings standen Experten vor einem Rätsel, wie der Ausfall von möglicherweise beiden Triebwerken in so kurzer Zeit zu erklären sei. Fachleute der Firma Boeing flogen noch am Montag an den Unglücksort, um ihre eigenen Untersuchungen zu beginnen.

Bei dem Unglücksflugzeug handelte es sich um ein nagelneues Modell der gestreckten Version Boeing 737-400, die erst seit vergangenem September ausgeliefert wird. Die Maschine von British Midland war erst seit zwölf Wochen im Einsatz und hatte kaum 500 Flugstunden hinter sich. Die Fluggesellschaft erteilte ihrer zweiten Maschine desselben Typs am Montag Startverbot und ordnete eine Inspektion an. Die Triebwerke, die gemeinsam von der amerikanischen General Electric und der französischen Firma Snecma hergestellt werden, gelten als höchst zuverlässig. Der gleiche Triebwerkstyp wird auch für den Airbus A-320 verwendet. Die Boeing 737 ist mit rund 2.250 verkauften Maschinen das meistgeflogene Flugzeug der Welt.

Erst am 21.Dezember war ein Jumbo-Jet der PanAm über der schottischen Stadt Lockerbie durch einen Sprengstoffanschlag abgestürzt und 270 Menschen ums Leben gekommen.