Polizei schweigt über Brandstifter

Pressekonferenz zu politischen Hintergründen des ausländerfeindlichen Täters abgesagt - Einzelgängerversion für den Brandanschlag auf Schwandorfer Wohnhaus wiederholt  ■  Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Die Kriminalpolizei Amberg und die zuständige Staatsanwaltschaft haben die für gestern anberaumte Pressekonferenz zu den politischen Hintergründen der Brandstiftung in Schwandorf abgeblasen. Wie berichtet, hat ein 19jähriger Schwandorfer gestanden, aus Ausländerhaß in der Nacht zum 17. Dezember ein Wohn- und Geschäftshaus in der Schwandorfer Innenstadt angezündet zu haben. Drei türkische und ein deutscher Staatsbürger fanden dabei den Tod.

„Es ist alles gesagt, was gesagt werden kann“, erklärte gestern Kripo-Sprecher Scheibel lapidar. Er wiederholte die offizielle Version, der 19jährige Josef S. sei ein „Einzelgänger“ gewesen und „konkrete Hinweise auf rechtsradikale Gruppierungen“ bestünden nicht. Daß S. sich in einem Prozeß vor dem Schwandorfer Jugendgericht am 9.August 1988 selbst als Ausländerfeind bezeichnet hatte ist, so Scheibel, der Polizei ebenso wenig bekannt wie die Tatsache, daß sich S. in der Gaststätte „Ziegelhütte“ im Schwandorfer Stadteil Ettmannsdorf regelmäßig mit jungen Skins getroffen hat. Die Jugendlichen trafen sich auch regelmäßig auf dem Schwandorfer Marktplatz. Dorthin bestellte die Gruppe im Sommer 1987 etwa hundert Skins, die

-ausgerüstet mit Baseball- und Totschlägern - gegen WAA -Gegner vorgehen wollten. Eine Woche zuvor war es auf dem Marktplatz schon einmal zu einer Schlägerei gekommen, bei der S. mit einem als Schlagring benutzten abgeschliffenen VW -Stern einen WAA-Gegner verletzt hatte. „Aktenmäßig ist davon nichts bekannt“, behauptet Scheibel. Die Kripo wisse lediglich von einer Massenschlägerei in einer Discothek in Neunburg vorm Wald, die im Sommer 1988 von „dem rechtsradikalen Umfeld zuzurechnenden Skins“ provoziert worden war. Daß S. in der Schwandorfer Berufsschule Aufnäher und Anstecker der neofaschistischen „Nationalen Front“ verteilt hatte, ist der Kripo ebenfalls unbekannt.

Nach Angaben der Münchener 'Abendzeitung‘ soll S. zweimal im Jahr zu überregionalen Treffen von Rechtsradikalen gefahren sein und an Übungen einer „Wehrsportgruppe“ teilgenommen haben. Die Existenz einer Wehrsportgruppe im Raum Schwandorf glaubt Scheibel „mit Sicherheit“ ausschließen zu können.