Imhausen-Gründer wurde zum „Arier“ erklärt

■ Imhausen-Werke waren während des Dritten Reichs für kriegswichtige Fettsäureproduktion zuständig

Die nach dem Erfinder der Fettsäure-Synthese, Arthur Imhausen (1885-1951), benannten Imhausen-Werke GmbH, Witten/Ruhr, sind heute Europas größter Fettsäure-Produzent und galten von 1933-1945 als Glanzstück großdeutschen Strebens nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Als Arbeitsgebiete des Firmengründers sind vor allem die industrielle Paraffin- und Fettsäure-Synthese sowie Teilgebiete der Nahrungsmittelchemie bekannt. Die heute in Lahr residierende Firma Imhausen verfügt über etwa 450 Beschäftigte, 8Mio. Mark Kapital bei rund 50Mio. Mark Umsatz. Als Forschungs- und Produktionsgebiete der Imhausen -Gruppe werden allgemein Verfahrensentwicklungen, Forschungen über flüssige Treibstoffe sowie Lizenzvergabe angeführt. Zu Beginn des Dritten Reichs wurde Imhausen aufgrund der Rassengesetzgebung von der NS-Führung als Halbjude eingestuft, jedoch wegen seiner Verdienste um die kriegswichtige Fettsäureproduktion (beispielsweise zur Herstellung von Frostschutzmitteln für die Winterfeldzüge) von Göring mit Hitlers Einverständnis zum „Vollarier“ erklärt. Im Hintergrund der sogenannten Arisierung aber stand der Großindustrielle Flick, der 1934 durch ein gewagtes Transaktions-Manöver unter anderem auch in den Besitz der Harpener Bergbau AG gelangte. Zu dieser Firmengruppe gehörten wiederum die nur 40 Kilometer von dort entfernten Imhausen-Werke. Flick bekundete deshalb Interesse, weil im Rahmen der rüstungswichtigen Fischer -Tropsch-Synthese (Benzingewinnungsverfahren) paraffinhaltige Restmengen anfielen, für die Imhausen zur Fettsäuregewinnung ein Syntheseverfahren entwickelt hatte. Die Harpener Bergbau AG übernahm daher dieses Unternehmen und ließ bis 1962 in Witten Bergkamener Paraffinmatsch ( -gatsch) verarbeiten.

Karl-Heinz Spiess