Kampf der Giganten

■ Wg. Griffith-Joyner: Die Bremer Becks-Brauerei fühlt sich von der Hamburger Holsten-Brauerei „zielgerichtet“ aus der Stadthalle gedrängt

Florence Griffith-Joyner läßt auch sechs Tage nach ihrem Bremen-Auftritt die heimische Brauerei-Welt nicht zur Ruhe kommen. Das anfängliche Gerangel um die Sponsorenschaft ihres Startschusses beim Sechs-Tage-Rennen wächst sich zu einem handfesten Kampf der Giganten aus. Die Brauerei Becks bezichtigt die Stadthalle in Person ihres Geschäftsführers Heinz Seesing des Vertragsbruches. Die Stadthalle wirft Becks vor, die Gelegenheit „Griffith-Joyner“ verschlafen zu haben und überdies den „Marktwert der Stadthalle nicht realistisch einzuschätzen.“ Lachende Dritte: die Holsten -Brauerei in Hamburg, die die amerikanische Supersprinterin laut Vorstandsauskunft für „weit weniger als 40.000 DM“ eingekauft hat.

Die Firma Beck vermutet da

hinter „zielgerichtetes Vorgehen“, sie solle aus der Stadthalle hinausgedrängt werden. In einem Brief vom Montag an Seesing schreibt ihr Marketing-Manager Leo Beckmann, „daß die Aktivitäten des 25. Sechs-Tage-Rennens mit den bestehenden Verträgen nicht zu vereinbaren sind.“ Er habe, so Beckmann gegenüber der taz, „Seesing signalisiert, daß Verträge dazu da sind, daß sie eingehalten werden - gerade in Bremen.“ Juristisch konzentriert sich der Vorwurf auf einen Passus, der besagt, „daß eine Vermietung weiterer Werbeflächen, die das Becks-Bier-Werbebild stören, nicht erfolgen wird.“ Dieser Satz allerdings steht in der am 21.1.1980 von Beck und Stadt

halle gezeichneten “ Zusatzvereinbarung Westkurve Radrennbahn“. Dort aber wurden Frau Griffith-Joyner und die Firma Holsten nicht ins rechte Fernsehlicht gerückt.

Mittlerweile scheint auch der Bremer Senat Wind von der gestörten Beziehung bekommen zu haben. In einem Brief an Beckmann vom 5.1 berichtet Seesing von Gesprächen im Senat für Inneres, bei denen er befragt wurde, „inwieweit er seine Position gegenüber Beck durchhalte.“ Und der Herr Stadthallendirektor scheint da fest entschlossen. „Wenn Becks heute freiwillig aus dem Vertrag ausscheidet, so würde ich dies begrüßen“, läßt er sich zitieren.

Beckmanns Marketing-Kollege bei Holsten vermutet eine wenig professionelle Politik der Konkurrenz. Bekomme man schon das Angebot Florence Griffith-Joyner zuerst, „dann dürfe man sich als guter Marketing-Manager so etwas nicht entgehen lassen.“ Nun stolpere die Führungsriege von Becks mit dem Vertragsbruch-Vorwurf in eine schlechte Vorwärtsverteidigung.

Fortsetzung am gestrigen Abend:

Stargast beim Sechs-Tage-Rennen war die Skifahrerin Christa Kinshofer-Güthlein. Zu begutachten war sie ausschließlich in Loge A 13. Eigentümerin: die Brauerei Holsten aus Hamburg.

Andreas Hoetzel