Einer trage des anderen Pacht

■ Sögestraße seit 2.1. garantiert kinofrei / Ufa-Düsseldorf Montanus-Hagen und Pachterhöhung-Bremen machens möglich

„Aber garantiert“, felsenfestsagt Hans-Hermann Hartmann, Geschäftsführer der Ufa-und UT-Kinos in Bremen auf die Frage, ob er das Söge-1-&-2-Kino gern behalten hätte. Das nämlich ist trotz „einer der besten Lagen in Bremen“, so Hartmann, wegen Pacht-Erhöhung so eben (am 2.1.89) und auf Entscheidung der Ufa-Theater AG Düsseldorf verschlossen worden.

Während sämtliche, an der Entscheidung beteiligten Herren des Düsseldorfer Vorstandes tagsüber im wesentlichen auf Konferenzen oder zu Tisch und deshalb telefonisch schlecht erreichbar sind, erklärte das Vorzimmer der Herren Blecher und Flughaupt zum Söge-Ende gestern lapidar: „Andere Anbieter haben eben mehr geboten als wir.“ Sicher gebe man kein Kino gern auf, aber man habe schließlich so viele davon...

Mit Söge-1-&-2 geht ein ordentliches Stück Bremer Kinogeschichte umständehalber den Bach runter: schon vor dem Krieg gab es an selbiger Stelle das „Barbarina„ -Lichtspielhaus, später (in Bremens Fifties) das „Aki„, 1964 übernahm die Ufa das Haus zum Herzeigen firmeneigener Celluloidproduktionen, 1971 schließlich entstand nach dem großen Umbau Haus „Söge-1-&-2„, das sich mit Ablauf der Pachtverträge zum Jahresende und deshalb „erheblich erhöhter“ Pacht für '89 nun schlichtweg „nicht mehr rechnet“, trübsinnt Herr Hartmann.

Lümmelten noch 1988 allabendlich Dirty-Dancing -verklärte Kinokinder in den 254 Sesseln von Kino 1 und 128 weitere zur Betrachtung des Fantasy-Opus‘ Willow im Kino 2, so wuppern an selber Stelle ab Februar die Baumaschinen. „Im Kino ging es ja nach hinten so einige Stufen rauf und runter, das sieht man ja gar nicht, wenn man da so im Dunkeln reinkommt, aber wir müssen einiges umbauen“, sagt

Frau Rosengart von Montanus Bremen, das nämlich ab Mai (falls die Baufirmen termingerecht rasch werken) im Ex-Kino und anliegendem Ex-Schuhgeschäft der Sögestraße 46 eine neue Filiale bekommt. Montanus gehört neben Boutiquen und Drogeriemärkten zum Hagener Hussel-Konzern.

Zwei Etagen der per Kino-Ende in der Sögestraße zur Verkaufsverfügung stehenden Gesamtfläche von 700 Quadratmetern dienen ab Mai der Präsentation eines, so Rosengart, „etwas breiteren Sortiments“ an Zeitschriften, Büchern und Schreibwaren-Geschenkartikeln. Eine Etage verbleibt zur Personalraumnutzung. Zur Höhe der das Kino verjagenden Pacht möchte Frau Rosengart ebenso wie die Ufa-Herrschaften aus D'dorf lieber keine Angaben machen.

Die leicht gedrängelte 120-Quadratmeter-Montanus -Filiale in der Obernstraße bleibt trotz allem auch weiterhin zum Erwerb aufblasbarer Marsupilamis oder diverser Print-Publikationen erhalten.

Von 1970 bis Ende 1986 gab es Montanus übrigens schon einmal in der Sögestraße. Rosengart: „Da mußten wir auch wegen auslaufender Verträge raus.“ Der ebenfalls per Pachtvertrags-Ende vertriebene Hans-Herman Hartmann von der Bremer Ufa hat derweil noch kein Ersatz-Kino für sein Söge in Sicht. Im UT gibt es zwar demnächst ein Kino mehr, Ersatz fürs „sehr gut gelaufene“ Innenstadtkino ist das aber sicher nicht. Die Angestellten von Söge-1-&-2 gehen übrigens überwiegend in die berechtigte Rente (zwei), einer wird ins UT-Kino übernommen. Während wir ab Januar also bloß weichlakritzlutschend an anderer Stelle der Ufa-Celluloid-Schinken harren, die da kommen werden, ist der Hansestadt gerade mal wieder in aller Stille ein Stück Kinokultur verloren gegangen.

Petra Höfer