KNASTURLAUB IM WASCHSALON

■ Sozialkleidung für den Ausgang wird nicht gewaschen

Ich bin seit zwei Jahren im Knast. Als ich nach der überraschenden Festnahme eingeliefert wurde, hatte ich nur einen Trainingsanzug und Turnschuhe, die auch noch sehr ramponiert waren. Einige Monate später wurde durch eine Räumungsklage mein ganzer persönlicher Kram auf die Straße gestellt. Ein dringendes Anliegen an den Sozialarbeiter, daß er sich doch darum kümmern sollte, kam zurück mit dem Vermerk, ich sollte erstmal begründen, für was ich die Sachen überhaupt bräuchte. In der Zwischenzeit waren alle Bekleidung und persönlichen Papiere von der Müllabfuhr abgeholt.

Dann, nach langen Kämpfen mit der Bürokratie erhielt ich endlich Sozialurlaub. Jetzt tauchte das Problem Bekleidung erneut auf. Ein Antrag auf Freigabe von der Rücklage (das ist das eine Drittel des kargen Arbeitsverdienstes, das für die Entlassung angespart wird) zum Kauf von Klamotten wurde abgelehnt mit der Begründung, da Pfändungen laufen, dürfe nichts freigegeben werden. Nach einigem Hin und Her erhalte ich von der Anstalt „Sozialkleidung“, jedes Teil einmal. Nach zwei Ausflügen in die Freiheit stelle ich den Antrag, daß die Sachen gewaschen werden sollen. Der wird abgelehnt mit der Begründung, das sei aus verwaltungstechnischen Gründen nicht möglich (da keiner das Waschpulver für so etwas verbuchen könnte).

Ich schreibe einen Brief an den Anstaltsleiter und erkläre die Lage, daß die Wäsche nach fast zwei Wochen dauernden Tragens verschmutzt ist und alles nur einmal vorhanden. Er sollte doch meinen Antrag auf Säubern der Sachen genehmigen. Das wird wieder abgelehnt mit der Begründung, ich könnte ja draußen in einen Waschsalon gehen. Ein Beamter macht mir noch den „ernsten Vorschlag“, ich sollte während des Sozialurlaubes in eine Sauna gehen, dort könnte ich meine Sachen waschen, und durch die Wärme würden sie auch schnell trocknen.

Also werde ich meinen nächsten Urlaub, mit dem Sinn, mir ein neues soziales Umfeld aufzubauen, mit dreckigen Klamotten beginnen müssen.

M.O., Darmstadt