Vom Jäger zum Gejagten

■ Auch General Electric will britische GEC haben

Vor sechs Wochen hat die britische General Electric Company (GEC) bekanntgegeben, gemeinsam mit Siemens das zweitgrößte britische Elektronikunternehmen - Plessey - aufkaufen zu wollen. Nun ist GEC - 157.000 Beschäftigte, 19 Milliarden Mark Umsatz - selbst Ziel Übernahmeversuch geworden.

Nachdem die Londoner Handelsbank Lazard Brothers bereits am vergangenen Samstag die Bildung eines internationalen Konsortiums für ein geplantes takeover von GEC verkündet hatte, wird seit Montag in London auch die US-amerikanische General Electric (GE) als Führerin eines alternativen Konsortiums zur Übernahme des britischen Elektronik-Riesen gehandelt. Während Siemens das erste Übernahmeangebot für GEC noch als „Ablenkungstaktik“ abtun konnte, weil sich Plessey daran beteiligt, müssen die Konzernstrategen in München das Interesse an ihrem Partner GEC nun ernst nehmen. Die vermutlich sieben Milliarden Pfund (22,5 Mrd. Mark) teure Übernahme GECs wäre das größte und spektakulärste takeover in der britischen Börsengeschichte und würde einen dramatischen Auftakt zur bevorstehenden Restrukturierung der europäischen Elektronikindustrie bedeuten.

Rolf Paasch