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DKP-Neuerer geben nicht auf

■ Bremer DKP-Bezirk erlitt in Frankfurt auf Januar-Parteitag große Schlappe Erneuter Anlauf zur bundesweiten Partei-Perestroika für Februar geplant

Die Bremer „Deutsche Kommunistische Partei“ (DKP) ist auch nach dem für sie enttäuschenden Bundesparteitag „durch und durch für Perestroika“. Ihr hiesiger Bezirksvorsitzender Dieter Gautier erklärte gestern: „Nur noch um den höchsten Preis, den der Spaltung, ist die Erneuerung in der DKP aufzuhalten.“ Am 18. Februar, wenn der Januar -Bundesparteitag fortgesetzt wird, wollen die BremerInnen neuen Anlauf nehmen und eventuell sogar die äußerst schmerzhaft verlaufenen Vorstandswahlen wiederholen lassen.

Gemeinsam mit GenossInnen aus Hamburg und Köln hatten sich die Bremer „DeKaPistInnen“ an die Spitze der parteiinternen „Erneuerer“ gesetzt. Auf dem DKP-Bundesparteitag am vergangenen Wochenende in Frankfurt hatten die vereinigten „Erneuerer“ zunächst auch einen Abstimmungserfolg verbuchen können: Mit Mehrheit angenommen wurde ihr Antrag, den Par

teivorstand pluralistisch zu besetzen. Doch die Retourkutsche folgte auf dem Fuße. Drei prominente „Erneuerer“ wurden aus dem Bundesvorstand rausgewählt, darunter der Bremer Bezirksvorsitzende Dieter Gautier. Gautier bezeichnete sich selbst gestern als „ausgegrenzt“ und kritisierte seinen Bundesvorsitzenden Herbert Mies, der laut über einen möglichen Parteiausschluß allzu unbotmäßiger GenossInnen nachgedacht hatte. Gautier: „Ich glaube, daß Herbert Mies behutsamer sein muß in der Wahl seiner Worte.“ Gautier weiter: „Bei so einer kleinen Partei wie der DKP wäre eine Spaltung verheerend. Wer damit spielt, ist verantwortungslos.“

Gleich nach dem Frankfurter Parteitag, auf dem die unterschiedlichen Positionen offen wie nie zuvor gegeneinandergeprallt waren, hatten sich in Bremen 300 GenossInnen zu einer Auswertung getroffen. Resumee des Treffens, so Gautier: „Nicht wei

ter zu taktieren, sondern offenen Erneuerungskurs zu fahren

-ohne Tabus und Dogmen.“

Die Bremer Bezirksleitung, schon seit längerem auf Perestroika-Kurs, kann immerhin vorweisen, daß sie von dem bundesweiten Mitgliederschwund - in den letzten Jahren 10.000 Austritte - vergleichweise unberührt ist und ihre Kartei auf dem Stand von rund 1.650 Mitgliedern gehalten hat. Heidi Knake-Werner, ebenfalls Bremer Parteitags -Delegierte, merkte gestern jedoch selbstkritisch für die Bremer GenossInnen an: „Was haben wir uns damals schwer getan, mit der Katastrophe von Tschernobyl akzeptabel umzugehen.“

Dieter Gautier fürchtet nach den Frankfurter Abstimmungsergebnissen, „daß die Resignation wächst“, bleibt aber optimistisch: „Denn: Nicht nur unser subjektiver Wille, auch die objektiven Prozesse gesellschaftlicher Art drängen auf Demokratisierung.“

B.D.

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