Südafrikaner sponsern Rocky-Boxkampf

■ Flagge umd Hymne abbestellt / Manager Sauerland: Gegen einen Weißen hätte Rocchigiani nicht geboxt / Vorverkauf für den Kampf gegen Malinga in der Deutschlandhalle läuft wie am Schnürchen / Rocchigiani wollte zunächst nur mit offiziellem Zeremoniell antreten

Die Turbulenzen um den geplanten Boxweltmeisterschaftskampf im Supermittelgewicht zwischen Titelhalter Graciano Rocchigiani (Berlin) und dem farbigen Südafrikaner Thulane „Suger Boy“ Malinga am 27.Januar nehmen zu. Die Boxveranstaltung wird zum großen Teil von einer südafrikanischen Firma gesponsert, die Auspuffanlagen für Autos herstellt, bestätigte der Box-Promoter Wilfried Sauerland gestern auf taz-Anfrage. Sauerland: „Etwa 75 Prozent des Abends wird von dieser Firma finanziert. Der Rest ergibt sich aus dem Verkauf von Fernseh- und anderen Werberechten.“

Auf Summen wollte sich Sauerland nicht festlegen lassen. Die 'dpa‘ hatte gemeldet, daß Sauerland allein aus den Fernseh-Übertragungen 300.000 Mark erhalte. „RTL plus“ wird hierzulande berichten; auch ein südafrikanischer Privat -Sender sitzt live am Ring. Sauerland: „Alles läuft wie am Schnürchen, auch der Vorverkauf.“

Die Sportteile der südafrikanischen Presse berichten ausgiebig über Malingas Fleiß und Disziplin und rühren kräftig die Reklametrommel für die Übertragung. Daß es sich bei dem Fight um eine Propagandaveranstaltung für das Apartheidregime handelt, wird von Sauerland weiter heftig bestritten: „Der Malinga ist doch ein Farbiger. Gegen einen Weißen hätte ich Graciano nicht boxen lassen.“ Außerdem, argumentiert Sauerland, würde vor und während des Kampfes auf nationale Symbole verzichtet: „Es werden weder Nationalhymnen gespielt noch Flaggen gehißt.“

Diese Aussage Sauerlands brachte indes seinen Schützling auf die Palme. Rocchigiani, der für den Kampf gegen Malinga eine Börse von 400.000 Mark erhält, polterte: „Wenn keine Hymnen gespielt werden, entspricht der Kampf nicht dem Reglement. Dann würde er international nicht anerkannt werden. Ohne Hymne steige ich erst gar nicht in den Ring.“ Dem wiederum widersprach sein Manager Sauerland: „Es ist alles mit dem Manager von Malinga abgesprochen worden. Es wird keine Probleme geben. Graciano wird da wohl etwas in den falschen Hals bekommen haben.“

Die AMK, die sich lediglich als Vermieter der Deutschlandhalle versteht, wußte, so Sport-Chef Reithmann, bis „vor zwei Tagen“ nichts von den Absprachen Sauerlands mit dem Malinga-Manager. Reithmann: „Wir hatten eigentlich ein offizielles Zeremoniell vorbereitet. Das gehört zu unseren Leistungen. Nun hat ein Sauerland-Vertrauter jedoch alle nationalen Symbole abbestellt.“

Unterdessen formiert sich langsam der Widerstand gegen die Apartheid-PR. Ursula Schmidt, Vorsitzende der „Anti Apartheid Bewegung Berlin“, will mit „gezielten Aktionen“ auf diese Frechheit hinweisen. Denkbar sei eine Demonstration vor der Deutschlandhalle oder eine Gegenveranstaltung mit südafrikanischen Tänzen. Hoffnung setzt die Vorsitzende auf Sportsenatorin Laurien: „Wenn sich Frau Laurien dazu entschließen sollte, den Abend zu verurteilen, wäre das schon ein Schritt vorwärts.“

hosch