Schein und Sein

Das Koalitionsangebot der Alternativen Liste an die SPD  ■ K O M M E N T A R

Die Alternative Liste hat zum ersten Mal klar erklärt, sie sei zur Koalition mit den Sozialdemokraten bereit. Sicher ist es ein Durchbruch, eine Position, hinter die die Liste nicht mehr ohne weiteres zurückfallen kann. Doch wäre es falsch zu sagen, die AL sei jetzt auf Realokurs. Zu deutlich sind die Hinweise, daß das Angebot an die SPD ein Scheinangebot ist, bestenfalls eine Wahlkampfnummer.

Für eine Zusammenarbeit zwischen Alternativer Liste und der SPD fehlt augenblicklich jede Grundlage. In den letzten Jahren fand parlamentarisch kein rot-grüner Dialog statt. Es gibt weder gegenseitige Essentials noch Prüfsteine. Drei Wochen vor der Wahl platzt nun die Liste mit ihrem Koalitionsangebot in die Öffentlichkeit und weiß genau, daß, selbst wenn die SPD gutwillig wäre, sie es in dieser Form nur ablehnen kann. So betrachtet, wird die übergroße Zustimmung in der AL zum Koalitionsangebot verständlich. Die AL will nicht wirklich - abgesehen von der Minderheit der Realos in der Partei - mit der SPD zusammenarbeiten. Bei dem Koalitionsangebot gibt es nichts zu verlieren: Man kann die Sozis vorführen als diejenigen, die partout nicht um die rot -grüne Macht kämpfen wollen.

Brigitte Fehrle