Explodierende Schwule

■ Ein Heilmittel für Homosexualität ist auf dem Markt

Wenn es demnächst in schwulen Kreisen kracht, zischt und stinkt, so kann es nur einen Grund dafür geben: der oder die Verursacher benutzen das „hochwirksame Antirepressivum Pro Emanzipan forte“. Die Schöpfer und Vertreiber der „abwehrstärkenden und identitätsfördernden“ zehn „Off.-Kaps“ sitzen in der Schwulenberatungsstelle in der Kulmer Straße. Die neuartige Medizin setzt sich u.a. aus (siehe Faksimile unten)„Spontanlösung, existentieller Abgrenzungssäure (Vitamin 175) und Solidaritätsketten“ zusammen und soll sich bewähren vor allem „gegen das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit“ und als „individuelle Ausgangslage für persönliche Beziehungen und soziale Vernetzung“. Die Anwendungsgebiete des Fäden-, Klümpchen- und Streifen -Packungsinhaltes umfassen das aktuelle schwule Leben: „Bei Angst- und Schmerzsyndromen aus dem Formenkreis gesellschaftlicher Vorurteile und Diskriminierungen, bei Schwierigkeiten im persönlichen und sexuellen Identitätsfindungsprozeß (Coming out) und bei Aids-Phobie, testbedingter Angst und Isolation sowie Problemen mit 'Safer Sex'“.

Erste Testungen der „Mono-, Stereo- und Multi-Offensiv -Kapseln“ in den Redaktionsräumen der taz ergaben vor allem die auch im Beipackzettel erwähnten Nebenwirkungen: „paradoxe Reaktionen der Überraschung und Verwirrung“ sowie „Euphorie, Übermut und Ungeduld“. Zu empfehlen ist das Präparat allemal, und je mehr Menschen daran teilhaben, um so größer ist der krachende Erfolg. Zu erhalten ist diese erste entwickelte Medizin nicht gegen, sondern für die Homosexualität in der Schwulenberatungsstelle (Kulmer Straße 20a) oder auf der Ausstellung 'Vollbild Aids‘ im Künstlerbahnhof Westend.

eka