Von der Gattin genäht

■ „Stoffobjekte“: Ziemlich lieblos gehängte Ausstellung von Friedrich Teepe im Augusteum des Oldenburger Kunstmuseums, gemeinsam mit dem Oldenburger Kunstverein

Friedrich Teepe gehört nicht zu den Künstlern, die unsere Augen terrorisieren. Viel eher sind seine Bilder und Objekte Ruhepunkte, eine Einladung zum meditierenden Betrachten. Das Augusteum des Oldenburger Landesmuseums und der Oldenburger Kunstverein stellen bis zum 22. Februar gemeinsam Stoffobjekte, räumliche Malereien und Arbeiten auf Papier aus. Durch den neu geschaffenen Verbindungsgang beider Häuser werden hoffentlich in Zukunft häufiger große Ausstellungen in Oldenburg gezeigt werden, die bisher vorbeigezogen sind.

Von monochromer Malerei gelangte Teepe 1972 zu quadratischen Bildern, die nur noch die Leinwand, ihre Struktur und Farbe an sich darstellen. Mit drei Schichten Leinwand wird der Keilrahmen bespannt. Durch Faltungen, Überlappungen, Einschnitte und aufgesetzte Stücke wird die Fläche strukturiert.

Diese dynamisierenden Zonen werden in den folgenden Bildern immer weiter an den Rand gedrängt. Schließlich verläßt Teepe die Form des traditionellen Bildes

und näht - das heißt: seine Frau näht für ihn (tztztz... d. Red.) - mächtige weiche Polsterobjekte, die frei im Raum hängen, von allen Seiten umrundet werden können. Große, aufgesetzte Stofflaschen und derbe Metallschnallen verbinden Einzelteile der Hülle, halten Schnittränder zusammen, durch die der Faltenwurf der naturfarbenen Leinwand optisch unterstützt wird. Doch hier schummelt Teepe ein bißchen: Ginge es ihm ernsthaft um die Erprobung der durch das Materialgewicht selbst erzeugten Faltenwürfe, dürfte er nicht an versteckten Stellen den Falten mit Nadel und Faden nachhelfen. So wird eine mögliche Handlung suggeriert, deren Ausführung durch den Betrachter natürlich nicht erlaubt und nicht ernsthaft gewollt wird.

Darin liegt ein entscheidender Unterschied zu dem auch mit Stoff als Material arbeitenden Franz Erhard Walther, der die eigentliche Entstehung des Kunstwerks durch den Betrachter in den Mittelpunkt seines Kunstentwurfs stellt. Teepe geht es immer nur um Flächenwirkung, er bleibt

so weitaus traditioneller.

In den neueren Arbeiten fällt die Füllung der Objekte weg. Große, vielfach durch Laschen, Schnallen und Stoffbänder strukturierte Formen hängen im Raum, das Materialgewicht wird stärkstes Formungselement. Die Stoffe sind nun rot, oliv oder blau gefärbt. Der anfänglichen monochromen Malerei schafft Teepe eine Entsprechung im dreidimensionalen Raum. Faltenwürfe, Licht und Schatten dynamisieren die ruhigen Flächen, die oft aus mehreren ineinandergesteckten Taschen bestehen, die Teile der Objekte immer dem Blick des Betrachters entziehen. Verhüllen, Schützen und Umschließen das kennzeichnet diese Meditationsobjekte, deren formale Vorbilder die riesigen Stoff-Vorhänge in den Moschee -Eingängen Kleinasiens sind.

Daß es das Landesmuseum fertigbringt, das größte, fünf Meter hohe Stück wegen zu niedriger Räume im Treppenhaus, halb vors Fenster, halb an die Mauer zu klatschen, zeugt von ziemlicher Unsensibilität den Objekten gegenüber.

Achim Könneke