Kein Streikgespräch

■ High-noon zwischen dem Regierenden Diepgen und den Studenten des Besetzungsrats fand nicht statt

Für die streikenden Studenten zeichnet sich Eberhard Diepgen als „Gesprächspartner“ nicht zuletzt dadurch aus, daß sein Rücktritt, anders als bei Wissenschaftssenator Turner, nicht in ihrem Forderungskatalog steht. So versprach es spannend zu werden, als der Besetzungsrat der FU bekanntgab, daß er das für gestern um zwölf Uhr angesetzte „Gesprächsangebot“ Diepgens annimmt. Die Offerte des Regierenden war ursprünglich nur an Mediziner und Wirtschaftswissenschaftler gerichtet. Und mit mehr als fünf von ihnen wollte er auch nicht dialogisieren. Die Reaktion der „Medis“ und Wiwis“ kam prompt: Man sei ja Teil eines uniweiten Streiks, das Angebot folglich an den Besetzungsrat als das oberste Gremium des FU -Streiks weiterzuleiten.

So standen gestern mittag nicht fünf Studis auserwählter Fachbereiche, sondern eine Delegation des FU-Besetzungsrats sowie Vertreter der anderen bestreikten Berliner Hochschulen im Rathaus Schöneberg. Doch der Besetzungsrat der FU hatte die Annahme des Gesprächs verkündet, ohne daß klar war, welchen Charakter das Treffen eigentlich haben sollte.

Aus diesem Dilemma heraus konnten sie sich letztlich nur darauf einigen, Diepgen eine Resolution zu übergeben. Darin wird zum einen Diepgens selektive Gesprächsofferte als Spaltungsversuch und wahltaktisches Manöver zurückgewiesen, andererseits begründen die streikenden Studenten jedoch auch ihre generelle Bereitschaft zu Gesprächen, wobei die Besetzungsräte die einzig legitimierten Ansprechpartner seien - eine Kompromiß-Resolution, mit der so recht niemand zufrieden war.

Über seinen persönlichen Referenten ließ Diepgen den rund 30 gekommenen Studis mitteilen, drei (!) von ihnen würde er empfangen. Das jedoch war für die Studenten unannehmbar. Sie verließen das Rathaus, in heftigen Debatten über das eigene taktische Vorgehen verstrickt.

Zwei Stunden später dann traf sich Diepgen mit Studenten, natürlich anderen, vom Besetzungsrat und der Streikbewegung nicht legitimierten. Diepgens proklamierte „Dialogbereitschaft“ hat halt nichts mit Dialog zu tun.

beho