Dilettant und Meisterregisseur

■ Francis Ford Coppola als Regisseur und Produzent: Fünf Filme im ZDF

Es fing alles damit an, daß der achtjährige Francis Ford Coppola wegen einer Kinderlähmung monatelang im Krankenhaus bleiben mußte. Aus Langeweile schaute er sich alle Filme an, die zur Verfügung standen. Das war 1947. Als er nach seiner Genesung von den Eltern eine Super-8-Kamera geschenkt bekam, stand das Berufsziel endgültig und unverrückbar fest: Der kleine Francis wollte Regisseur werden.

Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Film in New York und Los Angeles begann die praktische Ausbildung bei Roger Corman. Der erste Erfolg kam mit You're a Big Boy Now, den er 1966 mit wenigen Mitteln drehte. Zwei Jahre später folgte das Filmmusical Der goldene Regenbogen mit Fred Astaire als Zugpferd. Coppolas Traum war es, unabhängig von Hollywood arbeiten zu können, und so verdiente er sich, wie viele andere ebenfalls, das nötige Geld dazu mit Pornofilmen und Werbespots. Der Weg lohnte sich. 1969 war er in der Lage, das Produktionszentrum „American Zoetrope“ zu gründen, wo er auch Nachwuchstalente wie George Lucas förderte. Doch die Bereitschaft zum Risiko und der Drang zur Perfektion brachten Coppola immer wieder an den Rand des finanziellen Ruins. 1971 nahm er daher notgedrungen einen Regieauftrag der Warner Bros. an und inszenierte den Paten mit Marlon Brando in der Hauptrolle. Es wurde ein Welterfolg. Als er 1976 bis '79 im philippinischen Dschungel Apocalypse Now drehte, ließen Taifune und Krankheiten die Marathonaufnahmen zu einem Horrortrip werden, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Der Film über den Vietnamkrieg erhielt 1979 bei den Filmfestspielen in Cannes die „Goldene Palme“.

1980 kaufte Coppola die Hollywood General Studios und versuchte den Traum von der unabhängigen Produktionsstätte zum zweitenmal zu verwirklichen. Aber auch „Zoetrope“, die zweite, konnte sich auf Dauer nicht halten.

The Outsiders (1983) und Rumble Fish (1984) blieben nur zweitklassig. Es schien, als habe Coppola seine eigene Glanzzeit überlebt. Doch 1984 wurde er von dem Produzenten Bob Evans für einen Film über den „Cotton Club“ angeheuert. Dieses Projekt sollte schnell, billig und gut sein. Doch Evans und den anderen Investoren wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht. Coppola gelang es, das Budget um ein Vielfaches zu überziehen und fast 50 Millionen Dollar zu verpulvern, ohne annähernd das zu erreichen, was er sich vorstellte. Per Gerichtsbeschluß wurden dem eigenwilligen Regisseur fast alle Mitspracherechte gekappt. Aber der Film war erfolgreich: Nach kurzer Zeit plazierte er sich an zehnter Stelle der US-Kino-Hitliste. Es war Coppolas bisher letzte wirklich große Arbeit.

Heute lebt er, etwas zurückgezogen, zwischen Eichenwäldchen in einer viktorianischen Villa und widmet sich neben Filmprojekten seinem Hobby, dem Weinbau. Auch seine Vorbilder haben sich geändert. War es am Anfang seiner Karriere noch Samuel Goldwyn, so ist es nun Woody Allen, den er bewundert. Coppola selbst ist überzeugt, daß ihm ein cineastischer Neuanfang noch bevorsteht. Warum nicht? Diesem amerikanischen Multitalent ist alles zuzutrauen.

Auch wenn Die Outsider, den das ZDF heute zeigt, nicht zu Coppolas Glanzfilmen gehört, erweist sich in diesem Film seine sichere Hand, noch unbekannte Talente zu fördern. In dieser Geschichte zweier rivalisierender Jugendbanden, die sich an einem authentischen Roman orientiert, hatten Matt Dillon und Tom Cruis ihre ersten Rollen.

Petra Kohse

„The Outsiders“, Di., 17.1., 20.15 Uhr, ZDF