Erste Dialogversuche an der Universität

■ FU-Professorengruppe unterbreitet Verhandlungsvorschlag für FU / Turner und Heckelmann wurden vorher konsultiert / Studentische Reaktionen gespalten

Angesichts der Ratlosigkeit der politischen Führung der Berliner Universitäten ist die Professorenriege an der FU in Bewegung geraten. Gestern präsentierte eine interfraktionelle Gruppe von Professoren des Fachbereichs Politische Wissenschaften, namentlich die Linksaußen Bodo Zeuner und Hajo Fun- ke, Dekan Kiersch sowie die rechts -liberale Gesine Schwan nebst dem linken Jura-Professor Uwe Wesel einen „Vorschlag für eine offensive Offerte des Universitätspräsidenten und des Senators für Wissenschaft und Forschung an die Studenten der Freien Universität Berlin“. „Wenn das Schiff Universität nicht weiter dahindümpeln soll, muß der politische Senat jetzt handeln und den Studenten entgegenkommen“, lautet das Motto der Professoren. Mit anderen Worten: Turner und Heckelmann soll mit diesem Verhandlungsvorschlag unter die Arme gegriffen werden.

Die Vorschläge sind ein Minimalkonsens, der durch informelle Gespräche vor allem der hochschulpolitisch einflußreichen Gesine Schwan und Hajo Fuchs mit den verschiedenen Professorenfraktionen zustandegekommen ist. Auch Heckelmann und Turner sind konsultiert worden, versicherte Gesine Schwan. Die Initiative beinhaltet vier Punkte: Die Strukturbeschlüsse des Kuratoriums sollen beraten werden. Es wird vorgeschlagen, Mitbestimmung in wissenschaftlichen Einrichtungen (bei Professorenmehrheit), bei der Beratung der Studienorganisation und in Form der Konstituierung einer uniweiten Kommission zu Fragen der Mitbestimmung einzuführen. Weiterhin sollen die Stellenkürzungen des laufenden und vorangegangener Haushalte zurückgenommen und zusätzliche Frauen-Professuren und Stipendien für Frauen geschaffen werden.

Uwe Wesel bezeichnete dies als „erstaunlichen“ Versuch, „über alte Gräben hinweg zu einem Konsens zu kommen. Wenn Sie Frau Schwan und mich hier zusammen sehen, so ist das eine kleine Sensation.“ Die Offerte sei vornehmlich „ein Vermittlungsversuch, eine Möglichkeit, wieder Ruhe in die Uni zu bringen“, erläuterte er sein Vorgehen. Der Vorschlag schöpfte in Sachen Mitbestimmung den vom Bundesverfassungserichts-Urteil gebotenen rechtlichen Rahmen aus und wolle aber auch Anregung für Gesetzgeber in Bonn und Berlin sein, das Berliner Hochschulgesetz und das Hochschulrahmengesetz zu novellieren, so Wesel weiter.

Eine erste Entscheidung erwartet die Professoren -Initiative, wenn am Freitag das Kuratorium zusammenkommt und dann über einen Antrag von Siegward Lönnendonker (Alternativ Undogmatischer Mittelbau) befunden wird. Sein Vorschlag: Revision der Kuratoriumsbeschlüsse. Das LAI soll erhalten bleiben, ein Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften gegründet und die beiden Psychologie -Institute innerhalb von drei Jahren zusammengeführt werden.

Auf der studentischen Vollversammlung zum Thema Verhandlungen wurde gestern der Professorenvorschlag als unzureichend bewertet.

Thomas Werres