Arbeitgeber lassen Krise der Gewerkschaften feststellen

Köln/Berlin (taz) - Die Arbeitgeber haben von Wissenschaftlern des ihnen nahestehenden Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) feststellen lassen, was ohnehin ihr Interesse ist: die deutschen Gewerkschaften befinden sich in einer Entwicklungskrise.

In einer jetzt in Köln vorgelegten Studie kommen die Arbeitgeberwissenschaftler zu der Auffassung, die Gewerkschaften hätten auf die Herausforderung durch die neue Technik noch keine schlüssige Antwort gefunden, ihre Organisationsstrukturen seien veraltet, ihre Mitgliederzahlen stagnierten oder schrumpften sogar. Auf den Wertewandel innerhalb der Bevölkerung hätten die Gewerkschaften sich ebensowenig eingestellt wie auf den kommenden europäischen Binnenmarkt. Je länger die Arbeitnehmerorganisation ihre Legitimität vom Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ableiteten, desto weiter entfernten sie sich von der sozialen Wirklichkeit.

Zur gleichen Zeit gab die IG Metall, die immer wieder auf den unveränderten Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit hinweist, in ihrer Mitgliedszeitung einen Mitgliederzuwachs für 1988 von 15.276 bekannt. Auch andere große Gewerkschaften wie die IG Chemie und die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen haben deutliche Mitgliederzuwächse für 1988 gemeldet. Überdurchschnittlichen Zuwachs verzeichnen die Gewerkschaften bei den Frauen und Angestellten.

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