Alternative Kanalisation

■ Pressekonferenz der Grünen zur Entwicklung eines alternativen Medienkonzepts in Bremen

Das Elend mancher Pressekonferenzen ist - ehrlich gesagt: auf sehr vielen bin ich noch gar nicht gewesen - trotzdem: ihr Elend ist manchmal, daß öffentliche Würdenträger einem Häuflein von Journalisten gegenübersitzen, die oft kaum Ahnung haben von dem, was sie da an offiziellen Worten aufs Papier kritzeln, damit sie hinterher diese Informationen von der eigenen Unsicherheit gereinigt - an ihre Leser weitergeben können. So war's leider auch bei der gestrigen Pressekonferenz der Grünen, in der eine seminaristisch -unvermittelte „Studie zur regionalen Film-und Fernsehförderung“ vom Bremer Videomacher Thomas Greh vorgestellt worden ist und „Forderungen an die Landespolitik“ erhoben wurden, die auf eine Demokratisierung der Medien - zwischen öffentlich-rechtlich und kommerziell zielen.

Voraussetzung, um die Substanz der Pressekonferenz wiedergeben zu können, ist, daß man gewiefter Kenner des Mediendschungels, dessen permanenter Umorganisierung im allgemeinen und des Bremer Landesme diengesetzentwurfes im besonderen ist. Andernfalls stottert man - wie ich jetzt im Begriff bin, es zu tun orientierungslos herum und kann nicht entscheiden: liegt das an der eigenen Blödheit, oder liegt's auch ein bißchen am Hermetismus der unzulänglich vorbereitet wirkenden Schnellschnell-Pressekonferenz, auf der Ralf Fücks und Jochen Rieß, Mitglied des Rundfunkrats, redselig und zugleich inhaltskarg-abstrakt erläuterten, wie sich die Grünen dafür einsetzen wollen, die alternative Medienproduktion in Bremen - das sogenannte „regionale Fenster“ - finanziell und in der Zusammensetzung des Landesrundfunkausschusses, zu ermöglichen.

Per staats- und parteienferner Besetzung des Ausschusses selbstverständlich. Und finanziell durch eine abgesicherte Vereinbarung mit den Privaten, die ein Zehntel der Sendezeit auf ihren Frequenzen sichern und auch gewährleisten sollen, daß Bremer Mediengruppen - Professionelle und Amateure - das „regionale Fenster“ eigenverantwortlich gestalten können. Die Landesmedienanstalt soll technische Mittel und Zuschüsse bereitstellen, die aus dem Zuschlag zur Rundfunkgebühr zu finanzieren sind, anstatt dieses Geld, wie bisher vorgesehen, zweckentfremdend für Bremer Kulturveranstaltungen auszugeben. Außerdem wollen die Grünen in der Bürgerschaft den Antrag stellen, im öffentlichen Haushalt einen Titel für wirtschaftliche Filmförderung aufzunehmen.

„Oh Gott“, sagte einer der Journalisten am Ende der kurzen Pressekonferenz, „wie erkläre ich das alles bloß meinen Lesern? Ich hab's ja selber nicht verstanden.“ Ja, Herr Kollege, dieses Problem teile nicht nur ich mit Ihnen, sondern auch all die anderen, die breitgeredet aus dem Raum gegangen sind.

Sybille Simon-Zülch