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30.000 Bayern demonstrieren UNiMUT

■ Kundgebungen in München und Stuttgart / Rangeleien zwischen StudentInnen und Polizei in Nürnberg / Streik in Gießen abgebrochen / Bundesbildungsminister Möllemann verspricht zwei Millionen Mark

München (taz) - Über 30.000 bayerische StudentInnen waren gestern zur Kundgebung auf dem Münchner Marienplatz gekommen, um gegen die Politik von Bundesbildungsminister Möllemann und Bayerns Wissenschaftsminister Wild zu protestieren. Aus ganz Bayern, aus Erlangen und Regensburg, aus Rosenheim und Augsburg waren die Busse gekommen. Auch Münchens SchülerInnen wollten dem nicht nachstehen und marschierten in einem 15 Kilometer langen Zug quer durch die Innenstadt zum Kundgebungsplatz. Die Demonstrierenden verlangten nicht nur materielle Hilfe, nicht nur den Ausbau der Hochschulen und mehr Lehrpersonal sowie bessere soziale Absicherung; sie forderten auch ihrer Rolle und Zahl entsprechende Mitbestimmung, Drittel- oder Viertelparität und die Verfaßte StudentInnenschaft mit politischem Mandat, Satzungs- und Finanzhoheit. Nach Abschluß der Kundgebung zogen etwa 5.000 Personen zu einem leerstehenden Haus im Münchner Stadtteil Schwabing, um es zu besetzen. Bis Redaktionsschluß war die Polizei noch nicht eingetroffen.

Stuttgart (ap) - Auch in Baden-Württemberg haben 12.000 StudentInnen gestern mit einer landesweiten Demonstration in Stuttgart gegen die Mißstände an den Hochschulen protestiert. Bei der Abschlußkundgebung auf dem Stuttgarter Marktplatz übten die Redner scharfe Kritik an der Hochschulpolitik von Bund und Ländern und erhoben ähnliche Forderungen wie die bayerischen StudentInnen.

Nürnberg (taz) - In Nürnberg ist es gestern zu Rangeleien zwischen Polizei und StudentInnen gekommen. Gegen den Versuch von etwa 500 StudentInnen, in Erlangen eine öffentliche Vorlesung abzuhalten, schritten auch Beamte der bayerischen Sondereinheit „Unterstützungskommando“ (USK) rigoros ein. Nach Augenzeugenberichten wurde eine Studentin verletzt.

Marburg/Gießen (taz) - Die StudentInnen des Fachs Evangelische Theologie an der Phillips-Universität in Marburg haben ihr Institut besetzt. Das ebenfalls bislang von MedizinerInnen besetzte Physiologische Institut wurde gestern teilweise geräumt. Mit der Freigabe der physiologischen Labors erhielten die StudentInnen von der Universitätsleitung und dem zuständigen Dekan die Zusage, daß das studentische Kommunikationszentrum in dem Institut weiter geduldet wird und eine Räumung der besetzten Hörsäle nicht erfolgt. Das Ergebnis einer Urabstimmung über eine Fortführung des Streiks im Fachbereich Medizin lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor. Die anderen Fachbereiche haben sich in Vollversammlungen entweder für einen unbefristeten Streik, eine Aktionswoche oder die Einrichtung von autonomen Arbeitsgruppen ausgesprochen. An der Justus -Liebig-Universität in Gießen sprach sich die uniweite Vollversammlung gestern für den Abbruch des Streiks aus. Nach Einschätzung eines StudentInnen-Sprechers werden nun die noch besetzten Institute geräumt. Ob davon auch das gestern morgen in „Georg-Büchner-Haus“ umbenannte „Mehrzweck -Verfügungsgebäude der Naturwissenschaften“ betroffen ist, war bei Redaktionsschluß noch unklar.

Bundesbildungsminister Möllemann hat unterdessen mehr Mittel für den Ausbau der Hochschulen angekündigt. Dabei soll der Bundesanteil von gegenwärtig einer Milliarde Mark auf 1,2 Milliarden aufgestockt werden.

W.Z.-H./bs/m.b.

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