Ein netter, guter, ährrlischer 'Abend‘

Der Ex-'Abend'-Verleger Hossein Sabet über seine neuen Blattmacher-Pläne  ■ I N T E R V I E W

taz: Wie sieht Ihr Konzept für einen neuen 'Abend‘ aus?

Sabet: Im Moment habe ich den „Verlag der Abend“ nur wieder gegründet, um eine solide Basis zu schaffen. Ich mache da noch nichts, im nächsten Monat eröffne ich am Verlagssitz Tauentzienstraße ein internationales Reisekaufhaus. Ich habe ein Konzept, das ich noch nicht veröffentlichen möchte und viel, viel Zeit. Einmal hat man einen Fehler gemacht, das zweite Mal mache ich den nicht. Eins ist klar: Ich werde nie Verleger von dieser Zeitung. Es wird auch lange dauern, bis eine solide Basis geschaffen ist. Ob das eine Tages- oder Wochenzeitung wird, weiß ich noch nicht. Im Moment bin ich alleine. Aber ich kenne die Zeitungsarbeit von A bis Z, von Redaktion bis Umbruch.

Auf jeden Fall brauchen Sie aber JournalistInnen, eine Druckerei und wohl mehr Geld als das bisherige Stammkapital ihrer GmbH von einer halben Million?

Selbstverständlich. Darüber wird auch genau gesprochen, das ist schon passiert. Es gibt sehr viele Persönlichkeiten, die dabei mitmachen, sehr viele gute, ehrliche Journalisten auch.

Wo sehen Sie denn Chancen auf dem Berliner Zeitungsmarkt? An welches Publikum denken Sie? Die taz ist ja mittlerweile seit einem Jahrzehnt auch auf dem Markt.

Ich sehe die Chancen im Konkurrenzkampf, davor habe ich nie Angst gehabt. Bei Angebot und Nachfrage geht es darum, wer schneller ist, wer ehrlicher ist. Die 'BZ‘ ist langweilig, das gilt auch für 'BILD‘. Die Leute wollen Alternativen. Es kommt nichts Neues auf den Markt.

Sprich: Boulevard?

Wenn der 'Abend‘ herauskommen sollte, müßte er seine Linie wahren. Der 'Abend‘ war nie eine Boulevard-Zeitung, er hatte ein gehobenes Publikum.

Warum ging er dann unter Ihrer Leitung so spektakulär den Bach runter?

Weil ich nicht meine Freunde und meine Feinde unterscheiden konnte. Über Personen äußere ich mich da aber überhaupt nicht.

Spielt das Vorhandensein der taz in Ihren Überlegungen irgendeine Rolle? Wollen Sie dem Blatt auch Konkurrenz machen?

Ich finde Ihre Zeitung positiv. Da habe ich auch von einem positiven Echo gehört. Was ich machen will, wird absolut keine Konkurrenz, nur eine Unterstützung. Ich will eine gute, nette Beziehung mit gegenseitigem Verständnis. Ich glaube auch nicht, daß es in Bezug auf die Leserschichten eine Konkurrenz gibt.

Interview: Thomas Knauf