Verwickelte Stadtentwicklung

■ Warum ein Senatsdirektor gehen muß, die Senatorin aber sitzen bleiben darf

„Herr Doktor Schulte ist in Urlaub“, sagt seine Sekretärin. Wie lange? „Die nächste Woche noch.“ Doktor Schulte heißt Hans-Otto und ist Senatsdirektor für Stadtentwicklung, also Stellvertreter von Senatorin Eva-Maria Lemke-Schulte (nicht verwandt oder verschwägert). Doktor Schulte hat's gut. Wenn er aus dem Urlaub zurückkommt, kann er gleich in Pension gehen. Dann ist Eva-Maria Lemke-Schulte zwar noch Senatorin für Stadtentwicklung, hat aber als solche nur noch eine kleine Abteilung zu verantworten. Und eine Abteilung braucht einen Abteilungsleiter, aber keinen Senatsdirektor.

Einen Senatsdirektor braucht aber Konrad Kunick, denn der macht jetzt die Stadtentwicklung, auch wenn das ehrlicherweise wieder Bau heißt. Der aber will Hans-Otto Schulte nicht, weil dieser „Vorurteile gegen sich mobilisiert hat.“ Welcher Art diese Vorurteile sind, das singen die Spatzen von den Behördendächern. So hatte Hans -Otto Schulte doch glatt die Frechheit, während seine Ämter fleißig an den Plänen zum Ausbau diverser Straßen bastelten, ein Papier zu erstellen, in dem er eben dieses in Frage stellt. „Erst werden wir beauftragt sowas zu planen, und wenn wir das dann machen, werden wir Betonköpfe genannt“, schimpft einer. Und mindestens genauso schlimm: Der Nordrhein-Westfale Schulte hat es nicht geschafft, den richtigen Bremer SPD-Stallgeruch anzunehmen.

Da muß natürlich ein neuer Mann her. Der heißt Manfred Osthaus, kommt auch aus Nordrhein-Westfalen, und dem eilt der Ruf voraus, es sich dort gründlich mit den von ihm geleiteten Behörden und der SPD verdorben zu haben. Wenn das nicht gute Eingangsvoraussetzungen sind.

Die Entrüstung in der SPD, daß der Bürgermeister das Stadtplanungsamt vom Umweltschutz trennt, ist derweil verstummt. Hat doch die Fraktion noch eine Änderung beschlossen. Jetzt darf Frau Lemke-Schulte Flächennutzungspläne nicht nur fach- sondern sogar dienstbeaufsichtigen. Ein Erfolg, meint die derzeitige SPD -Vorsitzende Ilse Janz. Und was bedeutet das? „Es hat sich inhaltlich nichts geändert“, erläuert Wedemeiers Sprecher Reinhold Ostendorf. Stimmt. Nur organisatorisch ist es ein bisserl schwieriger geworden. Sitzen doch diejenigen, die am selben Thema arbeiten, künftig in verschiedenen Behörden. Aber was tut man nicht alles, damit die SPD-Basis ruhig bleibt.

Lemke-Schulte aber darf wohl sitzen bleiben, wo sie jetzt auch schon sitzt, am Ansgaritor. Da bis auf das Grundsatzreferat alle ihre Behörden andernorts arbeiten, stellt sich die Frage: Warum? Ein enger Mitarbeiter gibt Auskunft: „Hier hängt schließlich das Schild: Senatorin für Umweltschutz und Stadtentwicklung“. Ach so.

Rosi Roland