Arsch und Sahnetorte

■ Warum ich in der BVV in Tiergarten die Hose runterließ / Eine AL-Politikerin packt aus

„Leckt mich doch am Arsch“ - mit dieser nonverbalen Geste beendete ich vorgestern meine Rede vor der BVV-Tiergarten und meine „Karriere“ als Bezirkspolitikerin. Zwei Wochen vor den Neuwahlen war für mich das Maß der Demütigungen und des Machtmißbrauchs der CDU- und SPD-Fraktionen überschritten. Die „Erfolge“ der mit knapp 20 Prozent starken AL-Fraktion in der BVV lassen sich an von uns erwirkten einstweiligen Anordnungen der Gerichte gegen die anderen Fraktionen nachlesen.

Ein solcher Fall von Machtmißbrauch - Absetzung unserer Tagesordnungspunkte zu aktuellen kommunalpolitischen Schweinereien auf Antrag der SPD trotz erwirkter einstweiliger Anordnung - war der Auslöser. Da eine verbale Debatte nicht mehr möglich war, bildete den Höhepunkt der Auseinandersetzungen eben mein nackter Hintern und die wohlschmeckende Sahnetorte meines Fraktionskollegen auf dem Haupt des Fraktionsvorsitzenden der SPD. Diese Reaktion wird uns nun vom Bezirksbürgermeister als „Verrohung der Sitten“ vorgeworfen. Dies im korruptionsgeschüttelten Tiergarten, in dem Bestechung, Spekulation, Wohungsabriß, Grünflächenvernichtung die Regel und nicht etwa die Ausnahme waren und vielleicht noch sind.

Die SPD ließ erklären, daß sie - bei dem einzigen Thema, bei dem wir im Verlauf der zwei Jahre zusammenarbeiten konnten, dem Ballhaus Tiergarten - keine Möglichkeit mehr sieht, mit der jetzigen AL-Fraktion an einem Tisch zu sitzen. Aber daß es mich anwiderte, mit denselben Leuten, die oft genug mit einer beispiellosen Arroganz der Macht unsere Würde mißachteten und die uns gerne in internen Sitzungen als „faschistisches Gesindel“ titulieren, zusammentreffen zu müssen, das ist ihnen vielleicht jetzt aufgegangen.

Sigrid Bellack