: Randfigur soll Stoltenberg beerben
Rendsburger Kommunalpolitiker Otto Bernhardt wird als Favorit für den CDU-Landesvorsitz in Schleswig-Holstein gehandelt / Landesverband verzichtet auf eigenen Personalvorschlag ■ Aus Neumünster J.Oetting
Nach der Sitzung des schleswig-holsteinischen CDU -Landesvorstandes gibt es für politische BeobachterInnen im Norden nur noch einen wirklichen Favoriten für die Stoltenberg-Nachfolge im Parteivorsitz, den Rendsburger Kommunalpolitiker Otto Bernhardt. Zwar meldeten in Neumünster noch drei weitere Kandidaten ihre Ansprüche auf das Stoltenberg-Erbe an, doch sie dürften auf dem Wahlparteitag am 8.April ohne große Chancen sein: Der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Bundestagsabgeordnete Peter Kurt Würzbach, der Itzehoer Bundestagsabgeordnete und Kreistagsvorsitzende Dietrich Austermann und der in Westfalen lebende Parlamentarische Staatssekretär im Innerdeutschen Ministerium Ottfried Hennig. Letzterer war von den beiden Ehrenvorsitzenden und Ex-Ministerpräsidenten der schleswig-holsteinischen Union ins Gespräch gebracht worden, weil „innerhalb der Landespartei ein geeigneter Nachfolger zur Zeit nicht sichtbar“ sei. Schon diese Begründung für die Kandidatur senkt seine Chance erheblich.
Ganz im Gegensatz zur bisherigen Praxis in der Nord-CDU machte der Landesvorstand keinen Personalvorschlag. Die vier Kandidaten sollen jetzt durch die Kreisverbände tingeln und Basisvoten sammeln. Bei diesem Verfahren hat Otto Bernhardt als Randfigur alle Trümpfe in der Tasche. Er erfüllt als einziger alle drei Kriterien, an denen ein künftiger CDU -Vorsitzender im Norden gemessen wird. Er ist nicht in die Barschel-Affäre verwickelt, weil er seine Tätigkeit als Parlamentarischer Staatssekretär und Landtagsabgeordneter schon 1984 gegen die hochdotierte Stelle des Geschäftsführers der landeseigenen Wirtschaftsaufbaukasse tauschte. Er muß nicht zwischen Bonn und Kiel pendeln, was seit Stoltenbergs mißlungenem Krisenmanagement der vergangenen 18 Monate als Vorteil gilt. Und Bernhardt ist ein strammer Rechter. Er ist Vorsitzender des mitgliederstärksten Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde, der in denselben Grenzen liegt wie Stoltenbergs Bundestagswahlkreis. Schon als Kreisvorsitzender ist er einer von Stoltenbergs Gnaden.
Es wird erwartet, daß sich Hennig nach einigen Basisbesuchen im Norden aus dem Kandidaten-Quartett verabschiedet. Und der amtierende Stoltenberg-Vize Würzbach und auch Austermann dürften die Kreis-Bereisung nutzen, um sich für einen der vier Stellvertreter-Posten zu profilieren. Am Rande der Landesvorstandssitzung war zu erfahren, daß sich auch der als Affären-Aufklärer bekanntgewordene Trutz Graf Kerssenbrock um den Stellvertreteden Vorsitz der Landes-Union bewerben will.
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