"Ohne Opposition keine Refom"

■ 'Grenzfall'- ein unabhängiges Periodikum der Ost-Berliner Oppositionsszene erscheint nach einem Jahr Zwangspause wieder/Staatssicherheitsdienst der DDR hatte das unabhängige Oppositionsblatt unterbunden

Erstmals seit einem Jahr ist die Zeitschrift 'Grenzfall‘ wieder erschienen - angesichts der Widrigkeiten, die deren Herausgeber, Mitglieder der Ost-Berliner „Initiative Frieden und Menschenrechte“ ausgesetzt waren und sind, fast eine Sensation. 'Grenzfall‘ ist eine der wenigen kirchenunabhängigen Periodika aus Oppositionskreisen und gehörte bereits 1987 zu den begehrtestesn Objekten der DDR -Sicherheitsorgane. Zentrale Themen dieses Diskussionsforums, das seit 1986 monatlich mit einer Auflage von 800 bis 1.000 Exemplaren erschien und - unter der Hand verteilt - reißenden Absatz fand, waren Menschenrechtsfragen in der DDR und in anderen osteuropäischen Ländern sowie die Entwicklungen in der Sowjetunion. Als im November 1987 die Ost-Berliner Umweltbibliothek durchsucht und einige ihrer Mitglieder festgenommen wurden, war man sich sicher, daß dieser Schlag vor allem dem unbequemen 'Grenzfall‘ gelten sollte. Im Zuge der Verhaftungswelle im Januar 1988 mußten schließlich mehrere Mitglieder der „Initative Frieden und Menschenrechte“, darunter Bärbel Bohley, die beiden Templins und Ralf Hirsch die DDR verlassen. 'Grenzfall‘ erschien ein Jahr lang nicht. Im neuen 'Grenzfall‘ schreibt auch Bärbel Bohley. Sie wurde zunächst als „Landesverräterin“ in den Westen expediert und kehrte im August 1988 in die DDR zurück. Von Bedeutung sind ihre Überlegungen, wie es mit der DDR-Opposition trotz aller Einschüchterungsaktionen weiter gehen kann. Ihren Beitrag dokumentieren wir im Folgenden. (d. Red.)