Asexueller Bürgermeister

■ Baldur Ubbelohde bekennt per einstweiliger Verfügung

Es ist schon ungewöhnlich genug, wenn sich ein Bezirksbürgermeister zu seinem Sexualverhalten eidesstattlich erklärt. Noch ungewöhnlicher, wenn er darin beteuert, die Behauptung sei unrichtig, daß er „homosexuell, schwul oder heterosexuell“ sei. Er habe sich auch nicht in einem heterosexuellen Etablissement“ aufgehalten und sich schon gar nicht „heterosexuelle“ Filme angesehen.

Was den dann wohl asexuellen Charlottenburger Bezirksbürgermeister Baldur Ubbelohde zu diesem Bekenntnis veranlaßte, war eine Schwulen- und Lesbenzeitung der AL, die am Wochenende verteilt und prompt beschlagnahmt wurde.

In schlechter Karnevalsmanier war da zu lesen, Ubbelohde sei in Begleitung einer Blondine gesehen worden, woraus man schloß, der Mann sei wohl leider heterosexuell. Aus unerfindlichen Gründen fühlte sich Baldur Ubbelode durch die dümmliche Satire und die Bezeichnung „heterosexuell“ beleidigt und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Der CDU -Mann, bei der Beschlagnahmung anwesend, verpaßte die Gelegenheit, sich von den AL-VerteilerInnen über die Vokabel aufklären zu lassen.

Das Landgericht untersagte der AL, zu behaupten, der Bürgermeister sei schwul. Aber es entschied auch, der Mann müsse es sich schon gefallen lassen, „heterosexuell“ genannt zu werden.

Der vorbildlich neutrale Bezirks- und Familienvater, bei dem ungeklärt ist, wie es zu seinen zwei Kindern kommen konnte, scheint weiblichen Reizen allerdings nicht ganz abgeneigt zu sein: Am Freitag wird er zusammen mit Senator Starnick eine bronzene Venus von Medici enthüllen.

RiHe