UNiMUT-betr.: "Bayerns Studierende kommen in Schwung", taz vom 18.1.89

betr.: „Bayerns Studierende kommen in Schwung“,

taz vom 18.1.89

Ihr schreibt: „In Passau und in Regensburg ist „UNiMUT“ ein dem akademischen Nachwuchs noch unbekannter Begriff.“ Wenn für Euch für eine Bewegung nur Begriffe das wichtigste sind, dann stimmt der obige Satz. Aber: Die 'Süddeutsche Zeitung‘ erkannte spätestens am 25.7.88 im Artikel „Studenten schlafen auf der Straße“: „Passau - strebsam, karrierebewußt und zu allerletzt aufmüpfig - dieses landläufige Bild von den Passauer Studenten gerät allmählich ins Wanken.“ Wir, der letztjährige SprecherInnenrat, haben Aktionen gemacht, wenn Probleme auftraten, und nicht, wenn es gerade mal in ist.

-Wir haben einen „Mensaboykott“ mit großer studentischer Beteiligung durchgeführt, um die Rücknahme der Preiserhöhung durchzusetzen, eine Anhebung des Bafög-Satzes und die Wiedereinführung als Vollstipendium zu fordern.

-Um auf die Wohnungsnot der StudentInnen aufmerksam zu machen, haben wir ein „Sleep-In“ in der Fußgängerzone organisiert. Wir forderten den Ausbau weiterer billiger Wohnungen und StudentInnenwohnheime sowie die Beteiligung des Staates am öffentlichen Wohnungsbau. Wir kritisierten die Unileitung und das Studentenwerk, die die Wohnungsnot verschlafen hatten, öffentlich und kritisierten, daß die Unileitung die Wohnungsnot nicht zugeben wollte.

-Wir kämpften um die Erhaltung billigen Wohnraumes, gegen Abriß des StudentInnendorfes „Ghetto“ und verwiesen auf die gleichzeitige Steuerverschwendung beim Bau sinnloser Brücken im Unigelände.

-Wir haben an der Uni Passau den akademischen Rang einer „Magistra artium“ Anfang April 1988 durchgesetzt und der taz mitgeteilt. Ohne Reaktion schreibt Ihr am 27.4.88 „Frau Magistra bleibt vorerst ein Er“.

-Wir forderten wiederholt öffentlich die Verfaßte StudentInnenschaft in Bayern und BaWü und veröffentlichten die abschlägige (natürlich) Briefantwort des damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Strauß.

-Schließlich die taz-Klage: Der CSU-Staat beschnitt mit dem Bezugsverbot u.a. der taz eindeutig demokratische Rechte der StudentInnenvertretung und mündiger StudentInnen. Gegen diese politische Bevormundung haben wir Klage vor dem Verwaltungsgericht Regensburg eingereicht und - Recht bekommen.

Dies war das einzige Thema, zu dem Ihr von den Aktivitäten des SprecherInnenrates der Uni Passau in zwei kleinen Artikeln berichtet habt (am 11.2. und 22.9.88).

Wir waren so verärgert über Eure Ignoranz unseres wöchentlich an Euch verschickten Informationsdienstes, daß wir ernstlich erwägten, die taz nach der Klage abzubestellen.

Frank Rusche und Bernd Schulz für den Sprecherrat 87/88 und die Fachschaft Philosophie 88/89, Passau

Eure Berichterstattung über die Aktionen der Studis im Südwesten läßt gewaltig zu wünschen übrig. Daß Heidelberg am 17.1. als die erste Uni in BaWü einen uniweiten Streik beschloß, daß sich endlich auch in Stuttgart was tut (Vollversammlung, Besetzung des Politik-Institutes, Streiks), war der taz bislang keine Zeile wert.

Die 20.000 Studis, die am 18.1. in Stuttgart auf der Landes -Demo waren, wurden von der taz kurzerhand auf 12.000 reduziert. Dafür wurde von der taz am 17.1. eine angebliche „Protestflaute“ im Südwesten beklagt und fälschlicherweise behauptet, die Stuttgarter Demo sei als „Abschluß“ der landesweiten Streikaktionen gedacht. Recherchiert lieber genauer, bevor Ihr solchen Schwachsinn verbreitet.

Norbert, Bietigheim