Karpow: Atomwaffen einseitig abrüsten

Der UdSSR-Abrüstungsbeauftragte Viktor Karpow kündigt den Abzug von 24 atomaren Kurzstreckensystemen an  ■  Aus Genf Andreas Zumach

Die UdSSR werde im Zuge ihres einseitigen Abzugs von sechs Divisionen aus der DDR, der CSSR und aus Ungarn „zwei Dutzend“ atomarer Kurzstreckensysteme abrüsten. Das erklärte der sowjetische Chef-Abrüstungsbeauftragte Viktor Karpow gestern in Genf.

Außenminister Schewardnadse hatte vergangene Woche in Wien ohne genaue Zahlenangaben angekündigt, die sechs Divisionen würden auch ihre Kurzstreckenraketen bis 500 Kilometer Reichweite und die atomarer Artillerie mitnehmen. Über den Umfang der atomaren Artillerie machte Karpow keine näheren Angaben.

Der Warschauer Pakt verfügt nach Angaben der Nato und der führenden sicherheitspolitischen Institute in Stockholm und London über 1.365 Abschußgeräte der Typen Frog7 oder SS-21 (Nato-Bezeichnungen) für atomare Kurzstreckenraketen. Die sechs Divisionen sind mit je vier Frog7 oder SS-21 ausgerüstet. Die Abschußgeräte sind mit je einer Rakete zu bestücken und nicht nachzuladen. Jede Rakete trägt einen Sprengkopf.

Dem stehen in Westeuropa 88 nachladbare Lance-Abschußgeräte gegenüber, 76 davon in der Bundesrepublik. Dafür liegen 2.000 Raketen bereit sowie 692 atomare Sprengköpfe.

Die Differenz zwischen Raketen und Sprengköpfen erklärt sich daraus, daß US-Einheiten in der Bundesrepublik auch über konventionelle Sprengköpfe für die Lance-Rakete verfügen. In den USA lagern rund 380 Neutronensprengköpfe, die nach der öffentlichen Kontroverse Anfang der 80er Jahre zunächst nicht nach Westeuropa verbracht wurden.