Öffnung in den fernen Westen

■ Belegschaft der „Dainippon Ink“ in Tegel wird vergrößert / Japanische Konzerne kaufen sich in West-Berlin ein / Pieroth: In zwei Jahren „kritische Masse“ für japanische Grundschule

Seit sechs Jahren verstärken japanische Konzerne ihr Engagement in Berlin, freute sich gestern Wirtschaftssenator Elmar Pieroth. Denn der Chemie-Multi „Dainippon Ink & Chemicals“ (DIC) aus Tokio, Nummer 3 seiner Branche in Japan, wird seine Grundlagenforschung im Labor in Tegel verstärken und dort innerhalb von zwei Jahren die Zahl der Beschäftigten von 11 auf 25 steigern. Die WissenschaftlerInnen erforschen dort Polymere, Kunststoffe, die für Beschichtungen oder in Bindemitteln eingesetzt werden.

Daß es sich dabei um eine japanische und nicht um eine US -Investition handelt, liegt vor allem am Bundeskartellamt. Denn das Labor war - unter Mithilfe der Wirtschaftsförderung - 1985 vom US-Farbenkonzern Inmont als europäische Forschungszentrale gegründet worden. Als Inmont kurz darauf von BASF (Weltumsatz: 40 Milliarden Mark) geschluckt wurde, mußte BASF das inländische Inmont-Geschäft verkaufen; das Labor und die Frankfurter Druckfarben-Firma Hartmann gingen in den Besitz der DIC (Weltumsatz: 9 Milliarden Mark) über. In das noch immer nicht ausgelastete Berliner Labor investierte DIC bislang mehr als fünf Millionen Mark.

Insgesamt arbeiten in Berlin derzeit 1.500 Beschäftigte in japanischen Firmen, davon allein 1.200 bei J2T, der Gemeinschaftsfirma der Unterhaltungselektronik-Firmen Thomson-Brandt aus Frankreich und der japanischen JVC. Hinzu kommen noch die Produktionsstätten der Shampoo-Firma Guhl/Ikebana, die Chemiefabrik KAO und drei Forschungslaboratorien, neben denen von Guhl und DIC noch eines von der Firma Sony.

Andererseits leben etwa 1.000 Japaner in der Stadt, darunter 200 StudentInnen. Das sollen mehr werden, und wenn in etwa zwei Jahren die „kritische Masse“ erreicht ist, wollen Senator Pieroth und Schulsenatorin Laurien endlich die japanische Grundschule gründen, an der sie schon seit 1983 planen. Diese Gründung soll für den Standort Berlin ein großer Sprung nach vorn sein: Dann, so der Wirtschaftssenator, können die von ihren Heimatkonzernen nach Berlin geschickten Wissenschaftler endlich ihre Frauen und Kinder mitnehmen.

diba