Damenwahl bei der FDP

■ Bei der FDP-Wahlfete sorgten die Frauenbeauftragte Carola von Braun und die Abgeordnete Schmidt-Petry für Gesprächsstoff / Lob und Tadel bei quotierter Frauenveranstaltung der FDP

Auch wenn der erste Buchstabe der Partei ein großes F ist: eine Frauenpartei ist sie bestimmt nicht. Trotzdem sprach man auf der Wahlfete der FDP am Dienstag abend in der Kongreßhalle, auf der rund 500 Getreue sowie männliche Bundesprominenz in Gestalt von Außenminister Genscher und Graf Lambsdorff erschienen waren, ausnahmsweise auch mal über die Frauen. Schließlich sind es zwei Damen, die zur Zeit als mögliche Senatorinnen gehandelt werden: die Frauenbeauftragte Carola von Braun und die Abgeordnete Erika Schmidt-Petry. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Erika Schmid-Petry, so munkelte man, würde ja gerne Gesundheitssenatorin werden, wenn es Herrn Fink nach Höherem, sprich: nach Bonn zieht. Da aber auch Herr Wittwer nicht mehr fest im Sattel sitzt, könnte die gesundheits- und baupolitische Sprecherin auch für dieses Amt gehandelt werden. Doch die ehrgeizige Partei-Rechte ist längst nicht bei allen konsensfähig. Von den Wahlplakten prangte dagegen die selbsbewußte Frauenbeauftragte und stellvertretende Landesvorsitzende Carola von Braun. Sie gab sich zuversichtlich und gutgelaunt. Im Gespräch ist sie für den Posten der Jugendsenatorin. Bevor sie sich live bei den Parteifreunden sehen ließ, hatte sie an einer FDP -Veranstaltung zu 40 Jahren Gleichberechtigung mit der Bundestagsabgeordneten Hildegard Hamm-Brücher teilgenommen. Vor einem fast quotierten Publikum rühmte sie auf der Frauenveranstaltung, daß es die Frauen in ihrer Partei stets leichter gehabt hätten als in anderen Parteien. Immerhin hätten sie bundesweit 1978 eine Anhörung zum Antidiskriminerungsgesetz durchgeführt und die Berliner FDP gar die Forderung nach einem Landesgleichstellungsgesetz in ihr Programm aufgenommen. Ausdrücklich lobte sie den Einfluß der autonomen Frauenbewegung. Die wollte sich aber nicht vereinnahmen lassen. Halina Bendkowsky von der Schoko-Fabrik kritisierte, daß die Nachkriegspolitik der Partei nie besonders frauenfreundlich gewesen sei. Und im Wahlkampf der FDP seien die Frauen überhaupt nicht vorhanden. Auf der Wahlfete aber zeigte sich vor allem, daß die Partei, ob männlich oder weiblich, jung oder alt, eines ganz gewiß beherrscht: die flotte Wende.

RiHe