Krzysztof Kieslowski

Geboren 1941 in Warschau. Studium an der Filmhochschule in Lodz. Dreht seit den späten sechziger Jahren Kurz- und vor allem Dokumentarfilme. 1973 der erste Spielfilm, Fußgänger -Unterführung. Die Narbe von 1976 handelt von den Streiks 1970. Amateur (1979) ist die Geschichte eines Filmamateurs, der in Konflikt mit der Staatsgewalt gerät, als er Arbeitskämpfe dokumentiert. Zufall von 1981 ist eine politische Parabel über das Engagement, die polnische Zensur gab diesen Film erst 1987 frei. 1984 drehte Kieslowski Ohne Ende, eine Studie über den Selbstmord einer Frau. Erst als Zufall 1987 in einer Nebenreihe in Cannes gezeigt wurde, machte Kieslowski auch im Westen auf sich aufmerksam. 1988 lief der Kurze Film über das Töten im Wettbewerb des Festivals und sorgte für eine Sensation: die billigste polnische Produktion des Jahres (der Kurze Film... hat 44 Millionen Sloty gekostet (damals ca. 65.000 Mark), eine polnische Durchschnittsproduktion kostet 300 Millionen Sloty) verdrängte die aufwendigen europäischen Koproduktionen und behäbigen Literaturverfilmungen, die in Cannes dominierten, von den Titelseiten. Kieslowski bekam den „Großen Spezialpreis der Jury“, einen Trostpreis. Trotzdem, Kieslowski war durchgesetzt. Der „Felix“ für den besten europäischen Film 1988 tat ein weiteres.

Der Kurze Film über das Töten gehört in eine Reihe von zehn Filmen über die zehn Gebote, die Kieslowski 1987/88 für das polnische Fernsehen realisierte. Allerdings unterscheidet sich die Filmfassung dieses Films erheblich von der Fernsehfassung, die kürzer und weniger hart ist. Die einzige weitere Spielfilmauskoppelung aus der Reihe ist der Kurze Film über die Liebe, die in Deutschland zuerst auf der Berlinale zu sehen sein wird und im April in die deutschen Kinos kommt. Der SFB hat die Fernsehfilmreihe über die zehn Gebote übrigens koproduziert und wird sie Anfang nächsten Jahres zusammen mit einem neunzigminütigen Kieslowski-Porträt ausstrahlen.

Kieslowskis umfangreiches Werk, gut ein Dutzend abendfüllende Filme, ist im Westen bisher nur Insidern und notorischen Festivaliers bekannt. In Frankreich sind neben dem Kurzen Film über das Töten immerhin drei weitere Filme des Regisseurs gestartet worden. In Deutschland wird es auf den Grenzland-Filmtagen in Selb im März eine erste Kieslowski-Retrospektive geben. Es steht zu hoffen, daß der eine oder andere ältere Film Kieslowskis noch einen Verleih findet und daß sich die kommunalen Kinos und Fernsehanstalten interessiert zeigen.

Kieslowski reagiert antizyklisch auf seinen Erfolg. In dem Moment, wo ihm alle Türen offenstehen, sicher auch die westlicher Produktionsfirmen und Fernsehsender, zieht er sich zurück. Er will sich jetzt seiner Frau und seiner Tochter widmen, die er zwei Jahre lang kaum gesehen hat.

thc