Kamputscheas Staatschef in Bangkok

■ Hun sen lehnt weitere Konzessionen an den Widerstand im eigenen Land ab / Erster Staatsbesuch eines kamputscheanischen Regierungsmitglied in Thailand seit zehn Jahren

Bangkok (afp) - Zu keinen weiteren Konzessionen an den Widerstand ist das vietnamgestützte kamputscheanische Regime nach den Worten von Ministerpräsident Hun Sen bereit. Hanoi und Phnom Penh seien den drei Khmer-Fraktionen bereits in der Frage des vietnamesischen Truppenabzugs aus Kamputschea entgegengekommen, erklärte Hun Sen am Mittwoch in Bangkok unter Anspielung auf die jüngste Ankündigung Vietnams, seine Truppen bereits bis September abzuziehen. Es ist der erste Besuch eines kamputscheanischen Regierungsmitglieds in Bangkok seit Einführung des provietnamesischen Regimes in Phnom Penh vor 10 Jahren. Thailand, das die Regierung in Kamputschea nicht anerkennt, zählt neben China zu den wichtigsten Unterstützern der kamputscheanischen Widerstandskoalition. Hun Sen erklärte sich ferner zur Repatriierung von 400.000 kamputscheanischen Flüchtlingen aus Thailand bereit. Es liege nun an der Regierung Thailands, sie zurückzuschicken.

Hun Sens Gastgeber, Ministerpräsident Chatichai, stieß mit seiner Ankündigung, er wolle neben den Argumenten der drei Widerstandsfraktionen nun auch die Ansicht Phnom Penhs zu einer politischen Lösung des Kamputschea-Konflikts hören, stieß im In- und Ausland nicht auf ungeteilte Zustimmung. In Peking bedauerte Widerstandsführer Prinz Norodom Sihanouk diese Rückenstärkung des Regimes in Phnom Penh. Zuvor hatte Chatichai die Kritiker im eigenen Land als „prähistorische Schildkröten und Dinosaurier“ tituliert.

Während von thailändischer Seite ausdrücklich auf den „privaten Charakter“ von Hun Sens Besuch hingewiesen wurde, sah Hanoi darin eine „Konsolidierung der internationalen Position der Volksrepublik Kamputschea“. Das Regime in Phnom Penh wird derzeit lediglich von allen prosowjetischen sozialistischen Staaten sowie von Indien als einziges nichtkommunistisches Land anerkannt.