Flachbörse nur für Fachleute

■ Wirtschaftssenator Beckmeyer beschirmt Ausstellungs-Allerlei / Wer braucht zufällig Ladungssicherungsgeschirr? Trockenblumen von Behinderten? Zapfsäulen?

Fachbörse Weser-Elbe-Ems? In der Redaktion kann sich niemand vorstellen, welche Aktien an dieser Börse notiert werden. Ein Gag von SPD-Medienexperte Manfred Fluß? Ein Sonderposten-Markt für tote Flußfische in Norddeutschland? Ein Tippfehler, wo eigentlich Flachbörse hätte stehen müssen, nämlich die kreuzworträtselgerechte Umschreibung für „Portemonnaie eines taz-Schreibers“?

Alles verkehrt - Fachbörse Weser-Elbe-Ems ist ein Geschöpf von Handelskammer Bremen, diversen IHKs sowie Kreishandwerkerschaften der Region. Schirmherr: Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer. Zum zweiten Mal in der Stadthalle aufgebaut, sollen die hundert Stände nicht das breite, sondern vor allem Unternehmerpublikum zwischen Ems und Elbe anlocken.

So unspezifisch das Profil des neuen Messe-Kindes von Uwe Beckmeyer, so breit die Firmen-Palette: Von der Abwasserreinigung über eine „Computer System GmbH“ („Kreativität in Ihrer Nähe“) bis zu Gurten für die Ladungssicherung reicht das Spektrum. Neben dem „Gebäudereiniger mit Herz und Verstand“ wummert bei gelegentlichen Demonstrationen das Preßluftaggregat für druckluftgetriebene Werkzeuge aus Japan.

Wo es so ohrfällig nach Praxisbezug klingt, fehlen selbstredend auch die Bremer Hochschulen nicht. An einem kleinen Stand hält die Hochschule Bremen Prospekte („Was ist ein Architekt“)parat. Robert Weninger, Leiter der Technologie-Transfer-Stelle, erinnert sich gerne an die letzte Fachbörse, als er in zwei Tagen 350 BesucherInnen kontaktieren konnte. Zwischen den Praktikern in den Unternehmen und den Wissenschaftlern im Elfenbeintum an der Hochschule gebe es immer

noch Hemmschwellen. Die Präsentation auf solch einer Fachbörse diene auch dazu, eine gemeinsame Sprache zu finden. Aufgrund dieser Messekontakte sei beispielsweise im letzten Jahr eine Kooperation zwischen einem Papiermaschinen -Hersteller und der Hochschule zustandegekommen. Motto: „Wissenscft für die Prax“ Einige Ecken weiter betreibt die Uni Bremen einen ähnlichen Stand. Dias in Überblendtechnik informieren über die Metamorphose von der roten Kaderschmiede zur wissenschaftlichen „Anlaufstelle“ der Region.

Für viele Aussteller füllt die Fachbörse offenbar tatsächlich eine Lücke. Klein und überschaubar, biete sie gute Möglichkeiten zum Gespräch, meint ein Aussteller, der in Trennwandsystemen macht. Eben ganz anders bei der hafa, denn zur Fachbörse „kommen keine Hausfrauen mit Kindern, die nur Prospekte sammeln.“ „Bei der hafa“, pflichtet eine Ausstellerin bei, „ist ja das Niveau sehr gesunken!“

Mit einem besonders attraktiven Angebot warten die Delme -Werkstätten für Behinderte mit Sitz in Bassum auf. „Preiswert und professionell“ malochen 600 Behinderte zu Monatslöhnen von 105 Mark im bremischen Umland für Industrie und Handel sowie für Privatkunden. Firmen, die sich von den „delme-Werkstätten“ zuliefern lassen, genießen

einen weiteren Vorteil: 30 Prozent des Rechnungsbetrages können sich die Auftraggeber auf die sogenannte „Ausgleichsabgabe“ anrechnen lassen. Diese Abgabe zahlen alle Firmen, die weniger als die gesetzlich vorgeschriebene Quote an Behinderten beschäftigen.

Günter Beyer