Geliebtes Auto, seelenlos geparkt

■ Automatische Parkanlage unterm Olivaer Platz geplant / Pilotprojekt für Berlin / Deutsche Autofahrer hatten bisher Vorbehalte gegen Parkmaschinen

Als Zumutung werden es viele Berliner Autofahrer empfinden, schätzt ein Mitarbeiter der Senatsverkehrsverwaltung: „Das Heiligtum Auto wird von so einer Maschine gefressen.“ So eine Maschine, nämlich eine mechanische Parkanlage, soll ab 1991 in einer Tiefgarage unter dem Olivaer Platz installiert werden. Die Anlage mit „Pilotcharakter“ funktioniert so: Der Autofahrer stellt sein Auto in einen Kasten, das Rolltor schließt sich, dann übernimmt die Automatik die Kontrolle. Sie senkt den Wagen einen Stock tiefer und bugsiert das Gefährt auf einen freien Platz. 120 Plätze soll die Anlage ab 1994 bieten. Für konservativere Naturen steht, so die Planung, die gleiche Anzahl konventioneller Parkplätze in der Parkanlage zur Verfügung. „Im nächsten Monat fällt die abschließende Entscheidung“, sagt der Wilmersdorfer Baustadtrat Kähler (CDU).

In Deutschland ist den Senatsplanern nur eine vergleichbare Anlage bekannt. Sie wird von der Sparkasse Saarbrücken betrieben. In den USA, in Japan und Korea, aber auch in Frankreich haben sich die Parkmaschinen dagegen bereits durchgesetzt. Gründe: Größeres Technik-Vertrauen in Amerika und Ostasien, weniger Sorge um den Lack in Frankreich, so vermuten die Senatsexperten. Daß nun sogar deutsche Autofahrer ihr Liebstes einer seelenlosen Maschine anvertrauen, muß triftige Gründe haben.

Die Berliner Flächennot ließ Verkehrssenator Wronski (CDU) den „Anstoß“ zur Parkmaschine geben. Die maschinell geparkten Wagen können fast ohne Zwischenraum verpackt werden oder sogar in Regalfächern übereinander verschwinden. Aufwendige Rampen sind überflüssig. Daß Autos in der Mechanik stecken bleiben oder gar als garstige Blechknäuel wiederauftauchen, sei dank moderner Elektronik ausgeschlossen, versichert Christian Lotze, Verkehrsdirektor in Wronskis Behörde. Das Auto sei dort „sicherer“ vor Dieben als in normalen Tiefgaragen, versichert Planer Kob aus der Bauverwaltung. 20 Millionen Mark soll der Bau der Garage unter dem Olivaer Platz kosten. Einen erheblichen Anteil, schätzt Bauplaner Kob, verschlingt die Parkmaschine. Glaubt man Lotze, dann sind die Baukosten dennoch niedriger als bei herkömmlichen Tiefgaragen. Künftigen privaten Betreibern will der Senat jedoch Zuschüsse zu den - höheren Betriebskosten geben.

Auch die Parkmaschinen werden den überbordenden Flächenbedarf von immer mehr Kraftwagen eher anheizen als befriedigen können. Kritische Verkehrsexperten fordern seit Jahren, das Parkplatzangebot in den Innenstädten einzuschränken. Doch selbst Kreuzbergs AL-naher Baustadtrat Orlowsky denkt neuerdings daran, Grün zu sparen und etwa 80 Autos maschinell zu verpacken: an zwei Brandwänden in der Nähe des Checkpoints Charlie.

hmt