Machfus und die arabische Stimme

■ Warum es der Schriftsteller Nagib Machfus in Ägypten trotz Literaturnobelpreis nach wie vor schwer hat

Marilyn Booth

Vierzehn Tage nachdem dem ägyptischen Schriftsteller Nagib Machfus der Nobelpreis für Literatur zuerkannt worden war, kündigte der libanesische Schriftsteller und Verleger Suhayl Idris an, daß in seinem Verlag, Dar al-Adaab, sehr bald eine Neuausgabe des Machfusschen Romans Awlad Haratina (englischer Titel: Children of Gebelawi) erscheinen werde; der Roman ist nie in Ägypten als Buch erschienen und bis heute nicht erhältlich. Idris fügte hinzu, daß der Nobelpreis der „arabischen Stimme“ die Chance zum Durchbrechen der Wand aus „Ausschluß und Verbot“ gegeben habe, hinter der sie bis dahin verborgen gewesen sei.

Das mag für die internationale Bühne zutreffen - und in der Region setzt man große Hoffnung auf dieses Ereignis -, daß jetzt nämlich endlich die arabische Gegenwartsliteratur über das unmittelbare arabischsprachige Publikum hinaus ihre Wirkung entfalten möge. Idris‘ Kummer ist dennoch nicht ohne doppelbödige Ironie, denn in Ägypten wie in der arabischen Welt insgesamt sind die Restriktionen und Hindernisse für die „arabische Stimme“ selbst noch nicht beseitigt. Auch Machfus selbst war schon häufig mit „Ausschluß und Verbot“ konfrontiert, und der Nobelpreis hat alle Diskussionen über Meinungs- und Kunstfreiheit wiederbelebt, eine Problematik, für die seine eigene Laufbahn als Schriftsteller symptomatisch ist. Diese Diskussionen nehmen an Hitzigkeit noch zu durch ihre engen Bezüge zum Problem der asala (der „kulturellen Authentizität“), der Wechselwirkung von Literatur und Politik, dem Verhältnis von Ideologie und Literatur, von Kunst und Alltag.

Als Machfus seine Unterstützung des Camp-David-Abkommens kurz nach dessen Unterzeichnung vor zehn Jahren öffentlich erklärte, erntete er in Kreisen arabischer Intellektueller heftigen Protest. Die Arabische Liga verhängte sofort einen Boykott gegen seine Romanverfilmungen mit der Begründung, sein Werk sei indirekter Ausdruck seiner Unterstützung für Camp-David. Dieser Beschluß beugte weiteren Machfus-Filmen vor - aus finanziellen Gründen, denn ägyptische Filmproduzenten müssen zur Einspielung ihrer Kosten mit dem Vertrieb ihrer Filme in anderen arabischen Ländern rechnen können. Dennoch wagten es einige Produzenten schließlich, den Boykott zu brechen. Die jüngsten Machfus-Filme gingen nach ihrem Erfolg in Ägypten inoffiziell über die Grenze. Jedoch bestanden ihre Vertriebe in den betreffenden arabischen Ländern darauf, daß weder bei der Filmwerbung Machfus‘ Name (sonst Garant eines Kassenerfolges) genannt werde, noch die Originaltitel der Romane als Filmtitel auftauchen dürften, da sonst womöglich Zuschauer vom Titel auf den Autor schließen könnten!

Während der Vertrieb und die Publikation von verstreuten Schriften Machfus‘ auch außerhalb Ägyptens beschränkt blieben, waren viele seiner Romane immer greifbar: kein Boykott war in der Lage, Machfus von der literarischen Landkarte zu wischen. Die Anschuldigungen aber, denen er ausgesetzt war, und die gesammelten Anstrengungen der arabischen Welt, die Greifbarkeit seines Werkes zu erschweren, stellten für ihn ohne Zweifel eine schwere psychische Belastung und eine Bestrafung politischer Meinungsäußerung dar.

Auch von ägyptischen Intellektuellen wurde Machfus für seine Zustimmung zu Camp-David und zum ägyptisch -israelischen Friedensvertrag angegriffen. Der Vorsitzende der oppositionellen Wafd-Partei, Fu'ad Serag al-Din, rief zum Boykott seiner Arbeiten auf - und das zu einer Zeit, als sämtliche Oppositionsführer laut nach dem Recht auf Meinungsfreiheit schrieen, das sie als wesentliches Recht im Kampf um ein wirklich demokratisches System proklamierten. Die Verleihung des Nobelpreises hat in Ägypten allerdings erneute Einsicht in diesem Punkt und auch Proteste gegen den Boykott ausgelöst. Jetzt fordern führende Intellektuelle die Aufhebung von Beschränkungen und argumentieren für das Recht, unterschiedliche Meinungen öffentlich zu diskutieren. Interessanterweise waren es Literaturkritiker aus dem linken Spektrum, die meinten, daß Machfus‘ politische Auffassungen sich nicht in seinem Werk niederschlügen, wohingegen andere betonten, sein Werk transzendiere das politische Alltagsgeschäft ohnehin, und auf dieser Grundlage, müsse ein Ende des Boykotts gefordert werden. Mehrere Stimmen sprachen sich ausdrücklicher gegen jede Art von Boykottmaßnahmen aus, da jeder Boykott das Recht auf Meinungs- und Kunstfreiheit verletze. Man hob außerdem hervor, daß Machfus‘ Zustimmung zu Camp-David seine persönliche Überzeugung und nicht etwa Opportunismus gewesen sei.

In jedem Falle hat die Verleihung des Preises in der Region erneut eine Diskussion über die Gefahren informeller und staatlich organisierter Zensur gegen Schriftsteller provoziert. Ein Preis zur Entschädigung

Die Kontroverse um Machfus‘ politischen Standort hängt zusammen mit der besonderen Bedeutung, die viele Kommentatoren im Literatur-Nobelpreis selbst und seinem von einigen behaupteten - engen Bezug zum Friedens -Nobelpreis sehen. Es ist viel darüber geredet worden, daß dies ein „europäischer“ oder „westlicher“ Preis sei, und einige Beobachter - nicht nur außerhalb Ägyptens - sind so weit gegangen, die Wahl Machfus‘ als Entschädigung für die politische Kritik anzusehen, der er seit zehn Jahren ausgesetzt ist.

Machfus hat selbst in einem Interview sechs Monate vor der Bekanntgabe seiner Nobelpreis-Auszeichnung den Preis als „Anerkennung durch jene“ bezeichnet, „die westliche Werte vertreten„; wie jeder andere Preis reflektiere er vor allem die politischen und kulturellen Auffassungen jener, die ihn vergäben. Auch nachdem ihm der Preis zuerkannt worden war, hat er diese Meinung wiederholt und erklärt, daß seine Romane in der Tat Prinzipien vertreten, die traditionell mit europäischer Zivilisation assoziiert werden, wie beispielsweise das Recht des Individuums auf eigene Sprache und Aktion, die positive Rolle wissenschaftlichen Fortschritts und der Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit. Aber Machfus hob auch hervor, daß die gleichen Werte in der Geschichte und in den Lehrsätzen des Islam zu finden seien. Er habe daher durch ihre Betonung keinesfalls sein kulturelles Erbe verraten.

Ägyptische Intellektuelle haben die Auffassung vieler Medien kritisiert, daß durch die Entscheidung des Nobel -Komitees der arabischen Literatur umfassende Gültigkeit bescheinigt worden sei. Sie warnen vor dem Minderwertigkeitskomplex, der sich darin ausdrückt, und sagen, es sei ganz wunderbar, daß Machfus den Preis bekommen habe, aber die arabische Literatur brauche keinerlei „Diplom“, besonders keines, das in Europa ausgestellt werde. Die Nobelpreisverleihung ist so zu einem weiteren Angelpunkt der Diskussion über kulturelle Authentizität geworden, zum Brennpunkt einer Suche nach künstlerischen Formen, die angemessen und ausdrücklich jene Gesellschaft darstellen können, aus der sie entstanden sind.

Besonders der arabische Roman - als eine Gattung mit direkten europäischen Ahnen - ist hierbei in den letzten Jahrzehnten ein Feld von Experiment und Erneuerung gewesen, und Machfus wie seine historische Entwicklung gegenwärtiger Lebendigkeit spielten eine entscheidende Rolle. Seine ersten Arbeiten der dreißiger Jahre waren historische Romane, die in den Kulissen des pharaonischen Ägyptens spielten - jedoch voller Bezüge zur Gegenwart; sein Stil bewegte sich über den Realismus des allwissenden Erzählers in den Vierzigern und Fünfzigern bis hin zur psychologisierenden Beschreibung von Außenseitern, die von der sie umgebenden Welt sowohl geprägt als auch unterdrückt werden. Schließlich fand Machfus wieder zum Experiment, mit ganz neuen Techniken und Stilen.

Solcherart repräsentiert er gewissermaßen alle Hauptströmungen des arabischen Romans in diesem Jahrhundert. Seine beständig wechselnden Techniken hatten großen Einfluß auf jede neue Generation von Romanciers - nicht nur in Ägypten, sondern in der gesamten arabischsprachigen Welt. Der einflußreiche marokkanische Literaturkritiker Muhamed Barrada hat kürzlich die Bemerkung gemacht, Machfus habe als einer der führenden Künstler viel dazu beigetragen, solche Fragen überflüssig zu machen wie: Beherrschen wir die Kunst des Romans überhaupt? Bleibt er eine entliehene Form, oder hat er arabische Elemente? Dennoch werden solche Fragen nicht so schnell aus den Versammlungen literarischer Zirkel oder von den Feuilletonseiten der Zeitungen verschwinden, denn der Nobelpreis trägt nicht dazu bei, die Frage des Kulturimperialismus abschließend zu beantworten. Wie ein Kommentator jedoch kürzlich bemerkte, können selbst die, „die Tag und Nacht über nichts anderes sprechen als über die Zurückweisung der europäischen Kultur, schließlich nicht anders, als die Tatsache zu begrüßen, daß Nagib Machfus den höchsten Preis dieser westlichen Kultur bekommen hat“. Ärger mit den Religiösen

Der Preis hat erneut die Forderung nach Aufhebung des Verbots für den Roman Awlad Haratina laut werden lassen, und viele Buchgroßhandlungen in Kairo äußern sich optimistisch, daß die Neuausgabe des libanesischen Verlages Dar al-Adaab bei ihnen zum Verkauf kommen wird. Es gibt inzwischen deutliche Hinweise darauf, daß er womöglich auch in Kairo selbst publiziert werden wird - das erste Mal überhaupt in Buchform. Die Geschichte dieses Romans illustriert einige Faktoren, die das Zensurwesen im modernen Ägypten geprägt haben.

Kürzlich erläuterte Machfus in einem Interview die Hintergründe für das erste Erscheinen von Awlad Haratina und für das darauffolgende Verbot. Nachdem ihm 1957 für seine monumentale Trilogie der Staatspreis für Literatur verliehen worden war, sei Muhammad Hassanyn Haykal, damals Direktor der staatlichen Zeitung 'Al-Ahram‘, an ihn herangetreten. Dieser Mann schlug vor, „daß ich einen neuen Roman für einen Serienabdruck in 'Al-Ahram‘ schreibe. Ich hatte noch nie einen Roman in Serie veröffentlicht (...), und schließlich versprach ich ihm meinen nächsten Roman für 'Al-Ahram‘. So kam es, daß Awlad Haratina mein erster Roman wurde, der in einer Zeitung gedruckt wurde. Das war mein Pech; keiner meiner früheren Romane hatte irgendwelche Kontroversen hervorgerufen, oder falls sie kontrovers waren, waren sie ja immerhin nur Bücher - und Buchleser gibt es weniger als Zeitungsleser. Jetzt aber kam es durch den Abdruck in 'Al-Ahram‘ fast zu einer Katastrophe.“

Der Roman erregte heftigen Ärger im religiösen Establishment; man empfand dort seine allegorische Darstellung der Menschheitsgeschichte, die zentral um Porträts der Propheten von Judentum, Christentum und Islam konstruiert ist, als antireligiös oder zumindest als Beleidigung der Propheten. Machfus beeilte sich zu versichern, daß nicht „die Regierung Nasser verantwortlich war für die Unterdrückung des Buches. Die Männer der Religion waren es, die alles mißverstanden (...) und die ein großes Spektakel machten. Sie forderten, ich solle vor Gericht gestellt werden. Nur durch Haykals Intervention konnte der Abdruck in 'Al-Ahram‘ fortgesetzt werden. Als die Serienpublikation beendet war, kontaktierte mich Sabri al -Kholi, ein Repräsentant Nassers, und meinte, es würde außerordentlich schwer werden, den Roman als Buch zu erlauben, da er große Aufregung auslösen wird, auf die wir gut verzichten könnten, bleibt es so wie es ist. Wenn ich wollte, könnte ich im Ausland publizieren, und er würde dafür sorgen, daß in ägyptischen Zeitungen nichts darüber verlauten würde, weder positiv noch negativ. Mir gefiel diese Idee gar nicht, aber Suhayl Idris hatte genau das schon getan - nach der Fassung in 'Al-Ahram‘ (1959). Er besuchte mich und sagte: 'Ich habe es schon gedruckt. Entweder nimmst du das Geld, das dir zusteht, oder du läßt es, ganz wie du willst... Ich habe jedenfalls schon die Regierungserlaubnis, und es gibt weiter keine Probleme.‘ Um ehrlich zu sein, es ging um eine schöne Stange Geld. So war es, die Veröffentlichung von Awlad Haratina in 'Al -Ahram‘ war der Grund für das Verbot als Buch.“

Wie die Dinge stehen, ist die Sache noch längst nicht erledigt, denn selbst wenn das Buch heute, fast dreißig Jahre nach seinem Erscheinen, in Ägypten veröffentlicht wird, geht die Kontroverse weiter. Machfus meint dazu: „Die heutige Atmosphäre ist weit schlimmer als damals. Al Azhar (Moschee und Universität, Sitz des offiziellen religiösen Establishments) ist im Vergleich zu anderen religiösen Trends inzwischen geradezu ein Hort von Toleranz. Ich will Ihnen sagen: Mein Roman Qushtumar, der gerade jetzt in 'Al-Ahram‘ abgedruckt wird, enthält nicht die geringste Schmähung von Religion, Moral oder Anstand - dennoch erhalte ich täglich Briefe voll schmutzigster Beleidigungen. Da steht, ich schriebe über Frauen (...), ich zerstöre den Islam usw. Aber mir soll nur einer kommen und mir auch nur eine einzige kränkende Bemerkung nachweisen oder irgend etwas, was die guten Sitten verletzt.“

Die „moralische Zensur“, mit der Machfus wie viele andere heute konfrontiert ist, hält er für besonders gefährlich. „Wenn Druck von der Straße kommt“, so wurde er kürzlich gefragt, „wie reagieren Sie da?“ Seine Antwort: „Das ist allerdings schlimmer als jede offizielle Zensur. Denn mit der kann man irgendwie noch argumentieren - aber nicht mit Leuten, die verstreut sind von Alexandria bis Aswan.„*

Nicht nur bei Awlad Haratina bekam Machfus es mit der Zensur zu tun. Auch bei einigen Romanen der sechziger Jahre, die „negative Aspekte des Nasserismus“ angriffen, gab es Schwierigkeiten. Daß sie dennoch nicht verboten wurden, führt er auf Interventionen von Haykal zurück; allerdings gab er auch zu, daß die Literatur in Nassers Ära weniger Druck auszuhalten hatte als andere Bereiche politischer Artikulation.

Die meisten Probleme jedoch entstanden Machfus aus den Verfilmungen seiner Romane: Das Kino zieht nach wie vor mehr Publikum an als das geschriebene Wort. Machfus‘ Roman Al -Kranak wurde kurz nach seinem Erscheinen 1974 verfilmt. Da der Roman sich kritisch mit bestimmten Machtcliquen und ihrer Rolle bei der Niederlage von 1967 (gegen Israel) und danach befaßt, entstand um seine Verfilmung große Aufregung. Viele höhere Staatsbeamte fühlten sich mit Dreck beworfen und reagierten mit Wut. Vielleicht war es weniger „persönliche Verleumdung“ als der politische Kommentar, den Machfus damit geäußert hatte, weshalb es schließlich zu einem Prozeß kam, in dem Machfus und der Regisseur des Films, Ali Badr Khan, angeklagt waren. Während der Prozeß noch lief, startete der Film erfolgreich vor einem riesigen Publikum. Das Ende vom Lied waren der Freispruch der Angeklagten und einer der größten Kino-Kassenerfolge, der jemals in Ägypten verzeichnet wurde.

Ahl al-Qima (englischer Titel: People at the Top), ein wenige Jahre später publizierter Roman von Machfus, geht äußerst kritisch mit Sadats „Öffnungspolitik“ um. Als Film wurde er von der Zensurbehörde drastisch beschnitten und konnte so nicht zu „einer der wichtigsten Arbeiten (werden), die in der Geschichte des ägyptischen Films jemals gemacht wurden“ - so der Kommentar im Oktober dieses Jahres in einer ägyptischen Zeitung.

Die Diskrepanz in der Aufnahme seiner Romane und ihrer Filmfassung illustriert beispielhaft die Haltung der Regierung unter Nasser und Sadat gegenüber den „Gefahren“, die ihnen durch die Medien drohten. Einer von uns

Tatsächlich sind es mehr die Filme als die Romane, die Machfus in Ägypten zu einem populären Mann gemacht haben (selbst seine Töchter, gestand er kürzlich, warten immer bis zur Verfilmung seiner Bücher...). Für den Mann und die Frau auf der Straße ist Machfus dennoch mehr als nur Chronist des letzten halben Jahrhunderts ägyptischer Geschichte und Erzähler schöner Geschichten. Seine Persönlichkeit und Biographie scheinen vielmehr eine Verwirklichung von Qualitäten, die man in Ägypten so außerordentlich schätzt: Ausdauer und Bescheidenheit, Bindung an Land und Familie und nicht zuletzt die Fähigkeit, einen guten Witz mit Genuß zu erzählen. Man geht sicher nicht zu weit mit der Behauptung, er symbolisiere daher Werte, deren Verlust man fürchtet in einer Welt voll ökonomischer Krisen, wachsendem Individualismus und undurchschaubarer kultureller Strömungen. Es hat in Ägypten eine Welle von Begeisterung und Jubelfeiern gegeben, als man vom Nobelpreis für Machfus hörte - in deutlichem Gegensatz zur Indifferenz gegenüber der Verleihung des Friedensnobelpreises an Sadat, wie der Schriftsteller Radwa'Ashur bemerkte.

Jetzt tun alle, als sei eine nationale Leistung erbracht worden. Zwar wurde die Verleihung des Preises nahezu auf den Tag genau 15 Jahre nach der Überquerung des Suezkanals durch ägyptische Soldaten im Krieg gegen Israel 1973 bekanntgegeben, dennoch war es wohl mehr als diese zeitliche Koinzidenz, die viele Machfus‘ Nobelpreis als „Überquerung '88“ kommentieren ließ. Die Überquerung von 1973 hatte ein Gefühl nationaler Erneuerung nach der Niederlage von 1967 symbolisiert. Den Nobelpreis als „Überquerung '88“ zu bezeichnen, macht seine große Bedeutung als Moment nationalen Stolzes klar.

Die Kontroversen sind nicht zu Ende, und die Verleihung des Literaturnobelpreises an den großen alten Mann des ägyptischen Romans hat einen angemessenen Rahmen für Diskussionen über kulturelle Identität und das Recht auf freie Meinungsäußerung geschaffen. Marilyn Booth lebt in Kairo und

ist Expertin für ägyptische Kultu

und Politi

* Auch der neueste Versuch, Awlad Haratina zu veröffentlichen - diesmal durch einen Serienabdruck in der Kairoer Abendzeitung 'Al-Messa‘ - wurde vom Establishment Al-Azhars verhindert; die Zeitung stellte den Abdruck am 7.Dezember 1988 ein. Zwar verteidigte der Autor seinen Roman weiterhin gegen die Mißverständnisse der Religiösen, er sagte aber auch, er sei dagegen, ohne ihre Zustimmung (Aufhebung des Bannes) weitere Veröffentlichungen in Ägypten zu versuchen. (Anm. Uta Ruge)