Contra-Freund und Armeechef

Honduranische Antikommunistische Aktion schwört Rache für Ermordung von Gustavo Alvarez Martinez  ■ P O R T R A I T

Tegucigalpa/Managua (taz) - Der rechtsradikale General und frühere Armeechef von Honduras, Gustavo Alvarez Martinez, ist am Mittwoch in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa ermordet worden. Trotz gewählter Zivilregierung war er von 1981 bis 1984 der eigentliche Machthaber des Landes. Zu der Tat hatte sich ein Kommando der „Befreiungsbewegung Cinchoneros“ bekannt. Als Armeechef hatte Alvarez das Bataillon 3-16 aufgebaut, das faktisch als Todesschwadron agierte. Die Menschenrechtskommission des Landes macht diese militärische Sondereinheit für die Verschleppung und heimliche Ermordung von über 140 Oppositionellen verantwortlich.

Der „Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte“ der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hat am 29.Juli des vergangenen Jahres den Staat Honduras nach einem förmlichen Prozeß wegen „Verschwindenlassens“ des Studentenführers Manfredo Velasquez schuldig gesprochen. Die Regierung in Tegucigalpa hat das Urteil anerkannt und just einen Tag vor der Ermordung des früheren Armeechefs den Angehörigen des „Verschwundenen“ eine finanzielle Entschädigung versprochen. Daß der ehemalige Kommandant des Bataillons 3-16, Alexander Hernandez Santos, unter derselben Regierung zum Leiter der Polizeiakademie aufgestiegen ist, steht auf einem anderen Blatt... General Gustavo Alvarez, der am 24.Januar 1981 das Oberkommando der Armee übernahm, war der Mann Reagans schlechthin. Er profilierte sich als Schutzpatron der Contra, die die CIA ab 1981 in Honduras aufbaute. Er erklärte öffentlich, daß die USA sein Land als Durchmarschgebiet benutzen dürften, falls sie in Nicaragua einfallen wollten, was er seinerseits begrüßen würde. Am 31.März 1984 wurde der Hardliner aus den eigenen Reihen entmachtet und nach Costa Rica abgeschoben, von wo aus er nach Miami ins Exil ging. Die Ursachen für seinen Sturz lagen unter anderem darin, daß sich Alvarez redlich bemühte, sein Land in einen Krieg mit den Sandinisten zu verwickeln, während es im Offizierskorps durchaus auch ein Mißbehagen über die Präsenz einer fremden, gut bewaffneten Armee, der Contra, auf eigenem Territorium gab.

Am 9.April des vergangenen Jahres kehrte der geschaßte Armeechef als bekehrter Mensch in seine Heimat zurück. Er hatte sich einer Sekte angeschlossen und zog als Prediger durchs Land, sprach von Gott und Liebe, ohne sich zu seiner Mitschuld am Krieg gegen Nicaragua und an den Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land zu bekennen. „Er versuchte, der Volksjustiz ein Schnippchen zu schlagen, indem er sich als sanfter und reuiger Christenmensch ausgab“ (Bekennerschreiben der „Cinchoneros“).

Die honduranische „Allianz der antikommunistischen Aktion“

-kurz: AAA - hat bereits Rache für den Mord geschworen. In einem Kommunique kündigte die honduranische Todesschwadron die Ermordung von fünf Oppositionellen an. Ramon Custodio, Präsident der Menschenrechtskommission des Landes und „Staatsfeind Nummer eins“, sein Vize Anibal Puerto, der liberale Politiker Jorge Arturo Reyna, der Gewerkschaftsführer Hector Hernandez sowie Jose Almendarez, Führer eines Bündnisses verschiedener sozialer Organisationen, sollen für die Ermordung von Gustavo Alvarez Martinez büßen.

Alberto Ramos/Thomas Schmid