Bündnis gegen Neonazi-Terror

In Langen versucht ein antifaschistisches Bündnis, etablierte Parteien und Gewerkschaften in den Kampf gegen Kühnens Neonazis zu integrieren / Gewalttätige Übergriffe gegen AusländerInnen  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Langen (taz) - Die im antifaschistischen Bündnis der südhessischen Stadt Langen gegen die Neonazis der Gruppe „Ausländer raus/Nationale Sammlung“ (N.S.) engagierten Grünen haben jetzt die etablierten Parteien aufgefordert, sich in das Antifa-Bündnis einzuklinken. Seit Anfang Januar, so Antifa-Sprecher Manfred Sapper von den Grünen, eskalieren in Langen die von der rechtsradikalen Truppe um den Ex -Bundeswehrleutnant Michael Kühnen „inszenierten Ereignisse“. Auch Kirchen und Gewerkschaften will das Antifa -Bündnis gezielt in den Kampf gegen die immer penetranter auftretenden Faschisten einbinden. Insbesondere soll Verbindung mit den für das Ostaussiedlerlager in Langen zuständigen Pfarrern aufgenommen werden, denn die N.S. werbe zur Zeit gerade bei den Aussiedlern um Wählerstimmen.

In der Stadt kam es in den vergangenen Wochen mehrfach zu gewalttätigen Übergriffen von N.S.-Angehörigen. So wurde ein Flüchtling aus Eritrea von Neonazis mit Tränengas besprüht; eine Italienerin und eine Jugoslawin wurden von den Neonazis verfolgt und zusammengeschlagen. Am gleichen Abend sollen zwei andere Jugendliche - ein Türke und ein Deutscher - mit Pistolen bedroht worden sein. Die N.S. selbst nahm in einem Flugblatt zu den Vorfällen wie folgt Stellung: „Eine Gruppe selbsternannter 'Antifaschisten‘ - überwiegend Italiener versuchte einen Brandanschlag auf das Auto und die Wohnung von Heinz Reisz, dem Spitzenkandidaten der Nationalen Sammlung. Der feige Anschlag scheiterte kläglich an der Wachsamkeit der Kameraden.“ Der Polizei wurde von den Neonazis eine mit Benzin gefüllte Flasche übergeben, die unter dem Auto von Reisz gelegen habe.

Daß die N.S. jetzt versuche, einen „Langener Reichstagsbrand“ zu konstruieren, hält Antifa-Sprecher Horst Adamitz für den „Gipfel der Unverschämtheit“, denn erst in der Nacht zum Montag sei es zu einem weiteren Angriff der Neonazis auf eine ausländische Bürgerin Langens gekommen. Die im Kinderschutzbund aktive Frau entfernte an einem Schaufenster ausländerfeindliche Aufkleber der Kühnen -Truppe. Daraufhin wurde ihr Auto am Langener Werner-Platz demoliert.

Im Gegenzug machten Unbekannte den „Ami-Schlitten“ von N.S. -Spitzenkandidat Reisz platt wie eine Flunder. Das Antifa -Bündnis befürchtet jetzt, daß es zu einer gewalttätigen Polarisierung kommen könnte, „die nur den Nazis nutzt“. Mit einer Reihe von Veranstaltungen - u.a. wurden Lea Rosh, Franz Alt und das türkische Kabarett „Knobi-Bonbon“ eingeladen - will das Bündnis den Widerstand kanalisieren und verbreitern.