1 Interstellares Trio

■ Fetus Production und ICU sind...genau: eine Band

Es bedurfte schon genauerer In formationen, um festzustellen, daß mit Fetus Production und Intensive Care Unit (ICU) nicht zwei Musikgruppen aus Neuseeland im Römer auftreten sollten. Jed Town, Gitarrist und Keyboarder des Trios, konnte die Konfusion aber schnell klären. Bei beiden Namen handelt es sich um Bandprojekte, mit denen er sich verbunden fühlt. Er selbst mochte sich aber dann doch auf Fetus Production festlegen.

Daß es die drei von der anderen Seite der Welt konzeptionell angehen lassen wollten, bewiesen am Dienstag schon zu Anfang die Leinwand hinter den Musikern und der Film- und Diaprojektor. „Visual music productions“ nennt der kahlköpfige Jed sein Konzept, die Super 8 Filme sind von der Gruppe selbst produziert. Was da flimmrig an laufenden und stehenden Bildern das Auge erreichte, war der akustischen Atmosphäre sicherlich nicht abträglich, unterstützte sie jedoch nicht immer auf den ersten Blick verständlich. Zu „Dr.Who“, einem Stück mit schnellem Rhythmus, aggressiver Gitarre mit schrägen, hellen Riffs auf einem eindrucksvollen Schlagzeugteppich, der unmittelbar so manches Beinpaar in Bewegung versetzte, luden die Band visuelle Schockimpressionen auf den ZuhörerInnen ab. Ekelhafte Großaufnahmen von frisch operierten Augen und weit geöffnete Torsos, die von Metallklammern gehalten wurden, schlugen zumindest dem Rezensenten gehörig in die Magengrube. „Das ist nicht so schlimm, das ist ja gerade der Konflikt von Realität und künstlerischer Annäherung“, erklärt Jed hinterher ungerührt, „unser Lieblingsfilm ist sowieso Bunuels 'Un chien andalou‘.“

Seit acht Jahren besteht das Projekt der Fötenproduktion, stilistisch haben sie dabei enge Pfade und lange Tunnel vermieden. Ausufernd stellen sie sich manchmal dar, interstellare Klangimpressionen im Endzeitlook beherrschten zuweilen den leider nur mäßig besuchten 'Römer‘. Wimmernde Gitarrentöne unterstützt von wabernden Mustern der Bandmaschine trugen den ständig stehenden Perkussionisten Greg McCunn und den Bassisten Dwayne Yule mit sich.

Daß mit Titeln wie „Utter Frustration“ und „Human Weakness“ menschliche Probleme und Widrigkeiten im Zweiminutentakt abgehakt wurden, „Terrible Thing“ aber dreimal so lang ausgebreitet wurde, empfindet Jed Town als Selbstverständlichkeit. Das heimatliche Inselreich der Maoris und Zugereisten sieht er schlicht als Polizeistaat, da müsse drauf eingeholzt werden. Und daß sie mit ihrer Meinung nicht allein dastehen, belegen sie kollegial durch Nennung weiterer neuseeländischer Projekt-Bands. Falls The Sciptics oder The Headless Chickens mal in HB auftauchen nichts wie hin. Bremen goes New Zealand.

Jürgen Francke