AL: Wer darf mit Walter Momper reden?

■ Alte und neue AL-Fraktion schlugen am Dienstag abend Neuner-Gruppe für Verhandlungen vor / Interessengruppen und Strömungen klopfen an die Tür

Kaum, daß der SPD-Chef Walter Momper der Alternativen Liste Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit angeboten hat, beginnen in der AL die Ränkespiele um Macht und Mißtrauen. Wer darf mit Momper reden? In der gemeinsamen Sitzung von alter und neuer Fraktion am Dienstag abend wurde beschlossen, je ein Dreierpack aus Geschäftsführendem Ausschuß, alter Fraktion und neuer Fraktion zu bilden, also neun Personen zu benennen. Hilde Schramm, Bernd Köppl und Renate Künast wurden für die neuen gewählt. Doch in der vorhergegangenen Debatte wurden schon die Konfliktlinien deutlich. Dagmar Birkelbach und Benno Hopmann meldeten Widerspruch an. Ihre „Strömung“ sei nicht vertreten.

Die personelle Besetzung der Gremien, die mit Momper reden und später verhandeln sollen, wird die erste Nagelprobe für den Koalitionswillen der Alternativen Liste. Der Geschäftsführende Ausschuß, der als Parteivorstand von Momper angesprochen und eingeladen wurde, schlug gestern abend vor, die Sprecher der neuen Fraktion hinzuzuziehen. Doch da gab's Widerspruch von der „Basis“, die mit drei Gästen auf der Sitzung erschien. Wenn die Fraktion beteiligt wird, war der Tenor, wollen wir auch dabeisein. Birgit Arkenstette, Sprecherin des GA, lenkte frozzelnd ein: „Bevor wir das Oberstufenzentrum mieten, um mit Momper zu reden, geht der GA alleine.“ Entscheiden wird das aber der mit Spannung erwartete Delegiertenrat am Mittwoch abend. Der wird auch darüber abstimmen, welche Punkte mit der SPD besprochen werden sollen. Ob dann tatsächlich Verhandlungen mit der SPD aufgenommen werden, das muß eine Mitgliedervollversammlung, die für den 11.Februar einberufen ist, bestimmen.

Darüber, wie solche Gespräche und Verhandlungen mit der SPD aussehen können, herrschte völlige Unklarheit in der Liste. „Das dauert Monate“, meinte Christian Ströbele und stellt sich vor, daß die verschiedenen Strömungen und inhaltlich arbeitenden Gruppen beteiligt werden. Doch darauf wird sich die SPD nicht einlassen. Sie wird schnelle Klarheit darüber wollen, mit wem sie nach dem 2.März regieren kann. Die Chance der CDU, das politische Klima für Neuwahlen zu schaffen, steigt mit jedem ungenutzten Tag.

Auf den GA wird, noch ehe überhaupt klar ist, daß es Verhandlungen geben wird, schon massiv Druck ausgeübt. Das Telefon steht nicht mehr still, und auch noch die hinterletzte BI will, daß die Rettung des achten Grashalms an der dritten Kreuzung Gegenstand von Verhandlungen mit den Sozialdemokraten und unumstößliches Essential werden soll.

Aber auch auf die verschiedenen Strömungen in der Partei prasseln die Hoffnungen und Wünsche ein. Die „Grünen Panther“, die am Montag abend zu einer Versammlung eingeladen hatten, wurden mit deutlichen Forderungen konfrontiert: Ihr müßt die Koalition durchsetzen, verlangte die Realo-Basis von ihrer Strömungsgruppe.

bf