„Wir sind doch sehr isoliert“

Gespräch mit Kevin Mullins, dem Coach des indonesischen Davis-Cup-Teams  ■ I N T E R V I E W

taz: Herr Mullins, einer Ihrer Spieler, Suharyadi, hat keinen Vornamen. Wie nennen Sie ihn denn?

Kevin Mullins: Ach, da gibt es Kurz- und Koseformen. Er stammt von Java, dort gibt es eben keine Vornamen. Die Spielergewerkschaft ATP hat damit auch ihre Probleme und mir schon einen ganzen Packen Telexe mit der immer gleichen Frage nach Suharyadis Vornamen gesendet.

Wie fühlen Sie sich in Deutschland?

Wir fühlen uns wohl. Das deutsche Tennis ist phantastisch gut organisiert. Man kümmert sich sehr gut um uns. Leider ist hier die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch wie bei uns zu Hause. Aber in Österreich, wo ich auch schon war, ist es viel kälter gewesen als hier in Karlsruhe.

Welchen Stellenwert hat Tennis als Sportart in Indonesien?

Tennis ist auf Platz Drei hinter Fußball und Badminton. Das Interesse ist gewaltig gestiegen, seit die indonesische Auswahl in den letzten 18 Monaten kein einziges Davis-Cup -Match mehr verloren hat.

Kannten Sie und Ihre Spieler Boris Becker vorher? Haben Sie ihn einmal spielen sehen?

Ich habe das Davis-Cup-Finale in Schweden einige Stunden im Fernsehen auf dem Flughafen in Tokio miterlebt. Meine Spieler haben Becker und Steeb zu Hause in Indonesien im Fernsehen beim Davis-Cup-Finale beobachtet. Sie waren sehr beeindruckt. Jetzt bin ich in Verhandlungen, meine Spieler in der deutschen Bundesliga oder in Regionalligen unterzubringen. Sie müssen in Europa dazulernen. Wir sind in Indonesien, obwohl wir das fünftgrößte Land der Erde sind, doch sehr isoliert.

Interview: dpa