Sensation: BRD putzt Indonesien

■ Uneinholbare 3:0-Führung nach dem Doppel in der 1. Runde des Tennis-Davis Cups / Viertelfinalgegner ist die CSSR

Berlin (taz) - Eine ungewohnte Atmosphäre fanden die bundesdeutschen Tennisspieler in der ersten Runde des Davis Cups vor. Waren sie noch vor sechs Wochen beim gewonnenen Finale im schwedischen Göteborg die umjubelten und rhythmisch beklatschten Lieblinge einer fanatischen Schlachtenbummlerkolonie gewesen, mußten sie diesmal erleben, wie in Karlsruhe - mitten in Beckerland also - ihre Gegner aus Indonesien zumeist den Anfeuerungsapplaus einheimsten.

Genützt hat es denen allerdings nicht viel. Gleich im ersten Spiel bekam es der 19jährige Abdul Kahar Mim, 860. der Weltrangliste, mit dem zwei Jahre älteren und 855 Ränge höher plazierten Boris Becker zu tun. Die Sensation, die Indonesiens Trainer, der Texaner Kevin Mullins (siehe Interview), erhofft hatte, trat nicht ein. In 76 Minuten gewann Mim ganze zwei Spiele, am Schluß hieß es 6:0, 6:1, 6:1 für Becker. „Ich wollte ohne großen Zirkus gewinnen, und ich wollte ihn nicht veräppeln“, erläuterte der Lokalmatador nach dem Match.

Das zweite Spiel konnte die 4.500 Zuschauer schon etwas mehr fesseln. Da stand der beste indonesische Spieler, Tintus Arianto Wibowo, gegen Carl-Uwe Steeb, der den Vorzug vor Eric Jelen bekommen hatte, auf dem Platz und schlug sich wacker. Wibowo belegt in der Weltrangliste den 412. Platz, hier betrug der Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten also nur 338 Ränge. Besonders im zweiten Satz gab es einige hübsche Ballwechsel, gefährden konnte der Mann aus Asien den „Helden von Göteborg“ jedoch nicht. Steeb gewann 6:1, 6:2, 6:3.

Bereits am zweiten Tag machten Becker und Jelen im Doppel erwartungsgemäß alles klar, obwohl ihre indonesischen Gegner Suharyadi und Donald Wailan Walalangi dem Publikum, das auf 3.000 Personen geschmolzen war, einiges boten. Walalangi demonstrierte mit gefühlvoll plazierten Bällen, daß er sicher auch im indonesischen Volkssport Badminton zu brillieren versteht, während Suharyadi wohl eher Vorbildern wie Becker oder Lendl nacheifert. Er wuchtete die Bälle mit Urkraft in die bundesdeutsche Hälfte und begeisterte ansonsten durch seine gute Laune.

Mit fröhlichem Gelächter quittierte er leichtsinnige Fehler ebenso wie gelungene Aufschläge und Schmetterbälle, und glückte ihm gar ein As, ließ er sich auch mal zu einem euphorischen „Hussa„-Ruf hinreißen. Beträchtlichen Unterhaltungswert hatte besonders der zweite Satz, den Becker/Jelen schließlich 6:4 gewannen, nachdem sie den ersten bereits mit 6:2 für sich entschieden hatten. Im dritten Durchgang waren die Indonesier dann deutlich unterlegen, er ging mit 6:1 an das BRD-Team.

Viertelfinal-Gegner der Deutschen werden vom 7. bis 9. April in Prag die Tschechoslowaken sein, die keine Mühe hatten, gegen die UdSSR mit 3:0 in Führung zu gehen.

Mit einer Überraschung warteten die Österreicher in Wien auf. Sie gewannen, nachdem sie am ersten Tag schon beide Einzel gegen Australien siegreich bestanden hatten, auch das Doppel und zogen damit in die nächste Runde ein. In fünf Sätzen setzten sich Thomas Muster und Alex Antonitsch mit 6:3, 7:6, 3:6, 3:6, 6:2 gegen Pat Cash und John Fitzgerald durch. Ebenfalls im Viertelfinale stehen Frankreich, das in Tel Aviv mit 3:0 gegen Israel in Führung ging, die USA - mit ihren Nachwuchskräften Michael Chang und Andre Agassi 3:0 gegen Paraguay - und Jugoslawien (3:0 gegen Dänemark).

Mühe hingegen hatten die Schweden. Ohne die verletzten Mats Wilander und Stefan Edberg stand es in Malmö gegen Italien nach dem Doppel nur 2:1, nachdem Mikael Pernfors überraschend sein Einzel gegen Omar Camporese verloren hatte. 2:1 für die Gastgeber hieß es auch in Marbella bei der Partie Spanien - Mexiko.

Matti

Das Viertelfinale: CSSR - BRD, Frankreich - USA, Spanien /Mexiko - Jugoslawien, Österreich - Schweden/Italien